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Zahlungsmoral schwach – doch Insolvenzen bringen Entlastung

Zahlungsverzögerungen deutscher Firmen bleiben hoch, auch wenn Banken stabile Kreditbücher melden. Entlastung könnte 2026 ausgerechnet durch steigende Insolvenzen kommen.

Maximilian Volz,
Coface in Frankreich
Coface in Frankreich © HJBC - stock.adobe.com

Die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen ist aktuell ausbaufähig, doch die Aussichten verbessern sich auch dank steigender Insolvenzen. Das erfuhr PLATOW durch einen Vorabblick in die „Zahlungsstudie 2025“ des globalen Kreditversicherers Coface. Aktuell sind acht von zehn Unternehmen von Zahlungsverzögerungen betroffen, erklärt Christiane von Berg, Head of Economic Research BeNeLux & DACH bei Coface. Das liegt nahe am Spitzenwert von 85% aus dem Jahr 2019. Viele Firmen nutzen den sogenannten Lieferantenkredit – also das Zeitfenster zwischen Lieferung und Zahlung – als kostenlosen Kredit und zahlen erst auf den letzten Drücker.

Oft bleibt die Zahlung ganz aus: „12% aller Unternehmen, die an unserer Umfrage teilgenommen haben, weisen Zahlungsverzögerungen von mehr als 2% ihres Jahresumsatzes aus“, so von Berg. Im Baubereich sind es sogar bis zu 10%. Interessanterweise wirken sich die Zahlungsverzögerungen bisher kaum auf die deutschen Bankenwelt aus, wie PLATOW auf Anfrage erfuhr. Die ING Deutschland spricht von einem „stabilen, gut diversifizierten“ Kreditbuch bei Firmenkunden und von einem „sehr moderaten Anstieg der Zahlungsverzögerungen bei Konsumentenkrediten“. Mehrere Sparda-Banken äußerten sich gegenüber PLATOW ähnlich und berichten von einem stabilen Kreditgeschäft.

Das passt zur Einschätzung der Expertin. Die Lage im Jahr 2025 unterscheide sich von 2024, sei aber nicht schlechter: „Letztes Jahr war die summierte Anzahl an Zahlungsverzögerungen im Verhältnis zum Jahresumsatz höher. Im Gegensatz dazu gibt es 2025 bisher mehr und längere Zahlungsverzögerungen“, analysiert von Berg.

Für die Zukunft sieht sie in Sachen Zahlungsmoral Besserung: „Wir sind an einem Wendepunkt angekommen. Die Erwartungen der Unternehmen für 2026 und darüber hinaus sind positiver“, erklärt sie. Grund dafür sei auch, dass „faule Unternehmens-Äpfel“ aussortiert werden. „Wir erleben jetzt Insolvenzen, die eigentlich schon während der Pandemie erwartet wurden, aber durch staatliche Maßnahmen hinausgezögert wurden“, so von Berg. 2026 könnte aus Sicht von Coface also ein gutes Jahr für Produzenten, Abnehmer, Kreditfinanzierer und -Versicherer werden.

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