Bankensektor

Kreditinstitute leiden unter schwindenden Zinsüberschüssen

Die Zinswende der EZB hat vielen deutschen Banken einen Gewinnschub beschert. Bestes Beispiel ist die Commerzbank. 2021 lag ihr Zinsüberschuss bei 4,9 Mrd. Euro – im vergangenen Jahr waren es 8,4 Mrd. Euro. Auch andere Institute profitierten kräftig. Viele Experten halten das jedoch für ein Strohfeuer. Die Bundesbank etwa prognostiziert für dieses Jahr einen deutlichen Rückgang des Zinsüberschusses von deutschen Banken.

Die Effekte zeigen sich bereits in den Quartalszahlen der Institute, wie eine aktuelle PLATOW-Analyse zeigt. Auffällig ist bei dem rückläufigen Gesamttrend: Je nach Institut unterscheidet sich die Entwicklung deutlich. Durch die höheren Zinsen müssen Banken für überschüssige Liquidität, die sie bei der EZB halten, keine Minuszinsen mehr zahlen, sondern bekommen einen Einlagenzins von 4%. Zunächst profitierten die Banken außerdem davon, dass sie die Zinsen für Kredite schnell erhöhten, ohne sie an die Sparer weiterzureichen.

Das hat sich geändert. Vor allem im Neugeschäft zwingt der starke Konkurrenzdruck die Institute zum Handeln: Sie müssen den Sparern für Einlagen deutlich höhere Zinsen zahlen. Das schlägt sich entsprechend im Zinsüberschuss nieder. Im Branchenvergleich steht die Commerzbank noch am besten da, sie konnte auch im Schlussquartal 2023 ihren Zinsüberschuss gegenüber dem Vorjahr steigern. Die Deutsche Bank hingegen musste bereits in Q3 einen Rückgang ggü. dem Vorjahr hinnehmen, die HVB und die BayernLB in Q4. Inzwischen zeichnet sich bereits wieder ein Rückgang der Leitzinsen ab. Die Märkte rechnen fest damit, dass die EZB sie auf ihrer nächsten Ratssitzung im Juni senken wird. Diesem Schritt könnten weitere folgen. jam

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