Banken warnen vor Alleingang beim Digitalen Euro
Viele Banken treibt die Sorge, dass sie dabei mit eigenen Alternativen zu kurz kommen. „Wir befürchten von unserer Seite natürlich, dass hier ein Wettbewerb zwischen der Europäischer Zentralbank und den Banken entsteht. Das ist nicht gut, auch nicht für den Konsumenten,“ sagte Gerald Ruschka, Karten-Experte der österreichischen Raiffeisen Bank International am Dienstag auf einer Konferenz der Bundesbank und der Oesterreichischen Nationalbank zum digitalen Euro.
Ähnlich argumentierte auch Christian Schäfer, Leiter Payment im DSGV. „Wir glauben, dass es zwischen der Privatwirtschaft und dem Eurosystem zwingend notwendig ist zu kooperieren“, sagte er. Bei den Merkmalen eines digitalen Euro sei es wichtig, sich stärker an den Bedürfnissen der Kunden zu orientieren. „Im Moment sehen wir sehr viel, das Ergebnis eines politischen Prozesses ist, aber nicht des Marktes.“
Aktuell befindet sich die EZB in der Mitte der sogenannten Vorbereitungsphase für den digitalen Euro. Wie der für den digitalen Euro zuständige EZB-Direktoriumsvertreter Piero Cipollone am Montag vor dem Europaparlament erläuterte, soll diese nach der aktuellen Planung noch etwa ein Jahr dauern. Ob sich dieser Zeitplan halten lässt, bezweifeln aber Insider (s. PLATOW v. 28.5.).
Viel hängt davon ab, wer künftig Berichterstatter des Europaparlaments (EP) für den digitalen Euro wird, was bisher noch offen ist. Aktuell ist dies der CDU-Abgeordnete Stefan Berger, der umstritten ist. Kritiker werfen ihm vor, den Prozess in die Länge zu ziehen. Aktuell arbeitet die EZB an einer Methodik zur Bestimmung der maximalen Menge an digitalen Euro, die eine Person halten darf. Zudem arbeitet sie am Regelwerk für den digitalen Euro, das einheitliche Vorschriften und Standards im gesamten Euro-Raum definieren soll.
Cipollone warb bei seinem Auftritt um die Gunst der Banken. „Auch die Banken würden davon profitieren, insbesondere in unserer sich rasch entwickelnden Zahlungsverkehrslandschaft, in der neue Akteure – insbesondere große außereuropäische Technologieunternehmen – zunehmend in den Markt eintreten“, sagte er. Die Institute würden für die von ihnen angebotenen Dienstleistungen eine Vergütung erhalten, während das Eurosystem die Kosten für das digitale Euro-System und die Infrastruktur übernehmen würde. jam