BayWa profitiert von Trockenheit, Trump und China
Wenn die Deutsche Bank Studien zu Inflation und Dürre herausbringt, ist entweder Sommerloch oder die Trockenheit in Nord- und Ostdeutschland hat größere Auswirkungen als gedacht. Tatsächlich sind die Preise für Termin-Weizen (Dezember) in den letzten Wochen um 20% gestiegen. 2018 werden in Deutschland mit voraussichtlich 36 Mio. rd. 16 Mio. t weniger Getreide geerntet als in guten Jahren. Dazu kommen Ernteausfälle auch in Frankreich, der Ukraine und Russland.
Andreas Helber, CFO des größten europäischen Agrarhändlers BayWa, gibt im Telefonat mit PLATOW anlässlich der Halbzeitzahlen allerdings Entwarnung: Der Anteil der Grundrohstoffe am Nahrungsmittelendpreis ist äußerst gering (ca. 5% bei Brot). Weit wichtiger sind z. B. Kosten für Energie. Ins gleiche Horn stößt auch die Deutsche Bank, die im schlimmsten Fall für 2019 aber mit 0,4% mehr Inflation rechnet.
Für einen Händler wie die BayWa bringt die Dürre zwar auch Nachteile (geringere Erntemengen, Logistik-Zuschläge wegen Niedrigwasser). Unter dem Strich seien höhere Getreidepreise aber positiv. Dazu kommt, dass die Baywa international gut aufgestellt ist: Da sind die Preise volatil und die Nachfrage nach Soja als Futtermittelgrundstoff steigt. Hier kommt Donald Trump ins Spiel. Die im Handelskrieg mit den USA erhobenen chinesischen Strafzölle auf US-Soja führen dazu, dass US-Sojabauern, die im Schnitt 23 Mrd. t pro Jahr exportieren (Brasilien rd. 75 Mrd., Argentinien 50 Mrd. t), auf ihren Mengen sitzenbleiben, wäre da nicht BayWa als weltgrößter Sojaimporteur. Der fehlen zwar die aus Südamerika nach China umgeleiteten Mengen. Dafür kann sie jetzt in den USA (durchaus günstig) einkaufen. Höhere Sojaimporte im Gegenzug für die weitere Aussetzung von Zöllen auf europäische Autos waren denn auch Teil des „Deals“ zwischen Jean-Claude Juncker mit Trump. Mit der BayWa hat der EU-Kommissionschef indes nie gesprochen, so BayWa-CEO Klaus Lutz süffisant.
Für die genossenschaftliche BayWa verspricht Lutz nach schwachem H1 (EBIT -56% auf 32 Mio. Euro; Umsatz +3% auf 8,3 Mrd. Euro) eine Aufholjagd. Viele Projekte in der wichtigen Sparte erneuerbare Energien würden erst am Jahresende abgerechnet. EBIT-Ziel für 2018 bleiben rd. 170 Mio. Euro.