Bankensektor

Bundesbank stellt internen Kontoservice ein

Die Bundesbank kümmert sich nicht nur um Bankenaufsicht, sie ist bislang auch selbst als Bank aktiv, was aber nur wenige wissen. Lange Zeit war jeder Mitarbeiter verpflichtet, ein Personalkonto bei der hauseigenen Bank zu führen. Nun will die Bundesbank den kostenlosen Kontoservice einstellen. Entsprechend hat sich der Vorstand positioniert, wie PLATOW von Insidern erfahren hat. Zuerst hatte „Finanzszene“ darüber berichtet.

Luftaufnahme der Bundesbankzentrale in Frankfurt am Main, Deutschland
Luftaufnahme der Bundesbankzentrale in Frankfurt am Main, Deutschland © Niels Thies Deutsche Bundesbank

Ein Sprecher der Bundesbank bestätigt dies auf Anfrage. Der Vorstand habe sich die Entscheidung nicht einfach gemacht, sagte er. „Nach einhergehender Analyse – insbesondere mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit – sah er sich jedoch zu dieser Entscheidung veranlasst.“ Der Beschluss unterliege der Mitbestimmung. „In den nächsten Wochen wird der Vorstand diese Entscheidung mit der Personalvertretung der Bundesbank weiter erörtern.“

Absehbar ist, dass es längere Übergangsfristen geben wird. Die Entscheidung hatte sich bereits 2023 abgezeichnet. Damals hob die Bundesbank die Pflicht zur internen Kontoführung für alle Mitarbeiter auf, viele fürchteten daher bereits eine baldige Abschaffung, was für Ärger im Intranet sorgte, wie wir exklusiv berichteten (s. PLATOW v. 31.10.23).

Grund für die geplante Einstellung des Kontoservice sind die Kosten. „Wahrscheinlich sind wir eine der teuersten Banken in Deutschland, was die Verwaltungskosten anbelangt,“ sagt ein Bundesbanker, der nicht namentlich zitiert werden will. Im Jahr 2013 bezifferte die Notenbank die Kosten für den Kontoservice auf unter 7 Mio. Euro. Damals sprach sie von 21.500 Girokonten von Mitarbeitern und Ehemaligen sowie einem Einlagenvolumen von 400 Mio. Euro. Aktuelle Zahlen nennt sie nicht. Insgesamt sollen 60 Mitarbeiter in dem Bereich gebunden sein. Der Aufwand dürfte gegenüber 2013 deutlich zugenommen haben, auch aus regulatorischen Gründen. Zudem müsste die Bundesbank wohl stärker investieren, wenn sie das Angebot langfristig erhalten wollte.

Technisch ist der Service veraltet. Es gibt zum Beispiel keine App. Orderaufträge bei den ebenfalls angebotenen Depotkonten bearbeitet die Bundesbank noch in Papierform. Das Finanzgebaren der Notenbank steht derzeit stärker im Fokus als sonst, weil sie 2023 wegen der Zinswende einen Rekordverlust von fast 22 Mrd. Euro erlitten hat. Zuletzt hat sie bereits die Pläne für den Umbau ihrer Zentrale drastisch zusammengestrichen.

Gerade für ältere Bundesbanker ist der Kontoservice ein emotionales Thema. Manch andere Kolleginnen und Kollegen (eher jüngeren Alters) halten ihn für überflüssig. Die meisten Mitarbeiter haben ohnehin noch ein Konto bei einer anderen Bank. Manche ärgerten sich in der Vergangenheit so sehr über die interne Kontopflicht, dass sie dagegen klagten. Andere Notenbanken wie die Banque de France haben ähnliche Angebote bereits eingestellt. Bei der EZB gab es nie einen eigenen Kontenservice, im Foyer ihrer Zentrale steht ein Geldautomat der Sparkasse.

Obwohl der Kontoservice veraltet ist, hat er einige eingefleischte Fans. Bei den als besonders vorsichtig geltenden Notenbankern hat dabei ein Argument offenbar viel Gewicht. Die Bundesbank ist quasi die sicherste Bank Deutschlands. Sie kann nicht pleitegehen. So lange es keinen digitalen Euro gibt, bietet das Bundesbank-Konto neben Bargeld die einzige Möglichkeit, um besonders sicheres Zentralbankgeld zu halten. jam

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