Enria beklagt „Fake-News“ über Vorgehen bei Signa
Es war ein Stichwort, das Andrea Enria bei seinem letzten großen Auftritt als Europas oberster Bankenaufseher am Dienstag in Wallung brachte.
Angesprochen auf Vorwürfe einzelner Bankvertreter, wonach die EZB mit ihrer harten Linie in der Aufsicht die Probleme bei der österreichischen Immobilienholding Signa mit ausgelöst habe, reagierte er ungehalten. Die Idee, dass die EZB einen einzelnen Kreditnehmer ins Visier genommen habe, sei eine „Flause“, schimpfte er; „hier gibt es Leute, die Fake-News verbreiten“.
Der Chef der Commerzbank-Fondstochter Commerz Real, Henning Koch, hatte sich im „Handelsblatt“ entsprechend geäußert. „Kaum eine Bank wollte Signa nach der EZB-Prüfungsmeldung mehr Kredite geben, trotz eines sehr guten Immobilienportfolios“, sagte er. „Das hat aus meiner Sicht letztlich wesentlich zum K. o. beigetragen.“ Enria hielt dagegen. Er argumentierte, dass sich Experten einig seien, dass es bei der Finanzierung von Gewerbeimmobilien höhere Risiken gibt. Der Sektor steht wegen steigender Zinsen, ESG-Anforderungen und dem Trend zu mehr Homeoffice unter Druck.
Mit Blick auf 2024 warnte Enria die Banken vor geopolitischen und wirtschaftlichen Verwundbarkeiten. Die derzeitige Widerstandsfähigkeit der Institute dürfe nicht zu Selbstzufriedenheit führen, „da es noch erhebliche Unsicherheiten und Abwärtsrisiken gibt“. Er verwies darauf, dass viele Banken von den steigenden Zinsen profitierten. Im Vergleich zu früheren Zyklen hätten sie die steigenden Zinsen langsamer an die Sparer weitergegeben. Das werde sich aber ändern.
Enria ging auch auf die niedrige Bewertungen der Banken ein. Aus seiner Sicht zeigt dies, dass Investoren den jüngsten Gewinnanstieg der Banken nicht für nachhaltig halten. Er selbst sieht die Lage positiver und erinnerte daran, dass viele Institute ihre Geschäftsmodelle angepasst hätten. jam