Geldpolitik

Exklusiv: EZB bleibt voraussichtlich doch im Eurotower

+++ Kehrtwende zu sensiblem Zeitpunkt +++ Probleme mit Gebäude +++ Weiter zwei statt drei Standorte vorgesehen +++

Eurozeichen auf dem Willy-Brandt-Platz
Eurozeichen auf dem Willy-Brandt-Platz © Dieter Schuetz

Umzug in Gallileo-Turm vor dem Scheitern – Die Europäische Zentralbank (EZB) wird höchstwahrscheinlich nicht wie geplant in den Gallileo-Turm ziehen. Das erfuhr PLATOW von Insidern. Die präferierte Option soll ein Verbleib im Eurotower sein. Demnach will die Notenbank an ihrem Plan festhalten, sich künftig auf zwei statt drei große Standorte zu konzentrieren. Dies wären die Zentrale im Frankfurter Ostend und der Eurotower. Eine finale Entscheidung hat das EZB-Direktorium, das die Geschäfte der Notenbank führt, noch nicht getroffen. Dies soll aber in Kürze passieren. Die EZB erklärte dazu auf PLATOW-Anfrage: „Wir sind nach wie vor in Verhandlungen mit dem Besitzer des Gallileo Gebäudes während wir weiterhin unsere Optionen prüfen.“ Für das Management der Notenbank dürfte es nicht ganz einfach werden, eine Kehrtwende zu erklären.

Noch Ende September 2023 hatte das EZB-Direktorium in einer E-Mail an das Personal erklärt, dass die Mitarbeiter aus der Bankenaufsicht, die aktuell auf den Eurotower und das Japan-Center verteilt sind, künftig in den Gallileo-Turm ziehen würden. Die EZB-Spitze begründete die Entscheidung damit, dass sich durch die Einführung von Desksharing und die Beschränkung auf zwei statt drei Gebäude Kosten sowie Emissionen sparen ließen. „Die Umstrukturierung wird es uns ermöglichen, die Auslastung unserer Gebäude zu verbessern und unsere Miet- und Instandhaltungskosten zu senken. Außerdem wird sich unser CO2-Fußabdruck verringern.“ Im Oktober bezifferte die Notenbank die Einsparungen durch den Schritt auf über 140 Millionen Euro innerhalb von zehn Jahren.

Die sich nun abzeichnende Kehrtwende bei der Gebäudeplanung der EZB kommt zu einem sensiblen Zeitpunkt. In einer Umfrage der EZB-Gewerkschaft IPSO haben die Mitarbeiter der Notenbank scharfe Kritik am Management von Christine Lagarde geübt. Ein Verbleib im Eurotower könnte nun für zusätzlichen Ärger sorgen. Am Gebäude, das bereits Anfang der 1970er Jahre gebaut wurde, hat es immer wieder Probleme gegeben, wie zum Beispiel Störungen der Heizung oder Legionellen. Die Instandhaltungskosten dürften daher hoch bleiben. jam

 

Die englische Version finden Sie hier: https://www.platow.de/archiv/der-platow-brief/platow-brief-exklusivnachricht-29-01-2024/ecb-likely-to-stay-in-the-eurotower-after-all/

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