EZB-Ausblick – Kommt die Zinspause früher als erwartet?

Im Januar waren sich die EZB-Ratsmitglieder ungewohnt einig. Sie beschlossen einstimmig eine weitere Zinssenkung um 0,25%. Andere Optionen diskutierten sie laut Notenbankchefin Christine Lagarde gar nicht. Die Einigkeit dürfte nicht lange halten: Je weiter die Notenbank mit den Zinssenkungen fortschreitet, desto lauter die Stimmen, die auf ein Ende drängen. EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel forderte jüngst, die Debatte über eine Pause oder einen Stopp der Zinssenkungen jetzt zu beginnen. Für Donnerstag erwarten praktisch alle Experten eine weitere Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte auf 2,5%.
Die Analysten von der Beratung Capital Economics rechnen aber damit, dass dies die „letzte reibungslose Zinssenkung“ auf absehbare Zeit sein wird. Mit anderen Worten: Das Ringen um den Endpunkt ist eröffnet. Bereits am Donnerstag achten Investoren sehr genau auf Hinweise dazu. Die EZB könnte zum Beispiel ihre Sprachregelung ändern, wonach sie die Geldpolitik für „restriktiv“ hält, also die Wirtschaft bremsend. Was nach Wortklauberei klingt, wäre ein Signal, dass sich die Phase der Zinssenkungen dem Ende zuneigt. Die US-Bank Goldman Sachs hält eine Zinspause im April für möglich, falls der Rückgang der Inflation stocken sollte oder die Konjunkturdaten positiv überraschen. Aktuell gehen Investoren von weiteren Senkungen bis auf ein Niveau von 1,75 bis 2% für den Einlagenzins aus.
Die neuen Inflationszahlen für Februar zeigten für die Euro-Zone ein gemischtes Bild: Die Inflationsrate sank leicht von 2,5 auf 2,4% – und damit weniger stark als erwartet. Die besonders hartnäckige Dienstleistungsinflation schwächte sich deutlicher von 4 auf 3,7% ab. Wichtige Signalwirkung haben auch die neuen Stabsprognosen zur Wachstums- und Inflationsentwicklung, die die EZB am Donnerstag ebenfalls vorlegt. Analysten gehen davon aus, dass sie ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr reduzieren muss und den Inflationsausblick stabil lässt.
Die große Unbekannte für die EZB ist US-Präsident Donald Trump. Erstens hat er Zölle von 25% auf Waren aus der EU angedroht. Dies könnte die Wirtschaft schwächen, aber auch die Inflation erhöhen. Hier ist nicht klar, ob dies eher für oder gegen Zinssenkungen spricht. Zweitens zeichnet sich ab, dass die EU-Länder wegen der wachsenden Bedrohungen und weniger Hilfe durch die USA innerhalb kurzer Zeit deutlich mehr für Verteidigung ausgeben müssen und ihre Defizite erhöhen werden. Das würde den Spielraum für Zinssenkungen einengen. Die Debatte in Deutschland über eine Reform der Schuldenbremse hat sich bereits auf die Kapitalmarktzinsen niedergeschlagen. Es gilt: Wenn die Finanzpolitik auf das Gaspedal tritt, schränkt das den Spielraum für Zinssenkungen ein.