EZB – Hoffnungen auf schnell steigende Zinsen vorerst zerstoben
Noch vor dem Ende seiner Amtszeit im Oktober 2019 könnte Draghi dann an der Zinsschraube drehen und nach der Abschaffung der Negativzinsen auch den Leitzins anheben. Das wäre auch ganz nach dem Geschmack von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann, der in Washington darauf hinwies, dass die gute Konjunktur in der Euro-Zone auch bessere Perspektiven für eine Normalisierung der Geldpolitik biete.
Wie uns ein Landesbank-Chef aus seinen Gesprächen am Rande der IWF-Tagung berichtet, könnten sich die aufgekeimten Zinshoffnungen jedoch als deutlich verfrüht entpuppen. Demnach soll Draghi weiterhin an seinem Plan festhalten, ähnlich wie seinerzeit die amerikanische Fed, die Zinsen nach dem Abschluss des QE-Programms noch geraume Zeit unangetastet zu lassen. Die US-Notenbank hatte nach dem Ende ihrer Anleihekäufe im Oktober 2014 bis zum Start der Zinswende im Dezember 2015 mehr als ein Jahr verstreichen lassen. Anders als die EZB hatte die Fed jedoch darauf verzichtet, Negativzinsen auf kurzfristig von den Banken bei der Zentralbank geparkte Liquidität einzuführen. Die EZB dürfte deshalb vor einer Anhebung des Leitzinses zunächst erst einmal die Negativzinsen abschaffen. Für die Kreditwirtschaft würde dies bereits eine spürbare Kostenentlastung bedeuten.