EZB – Lagarde deutet Ende der Zinssenkungen an
Die EZB hat den Einlagensatz um 0,25% auf 2% gesenkt. Für Juli deutet alles auf eine Zinspause hin. Das deutlichste Statement gab EZB-Chefin Lagarde aber zu einem anderen Thema ab.

Das dürfte der Schlussakkord in der aktuellen Serie von Leitzinssenkungen der EZB gewesen sein. Wie erwartet hat die europäische Notenbank den Einlagenzins um 0,25 Prozentpunkte auf 2% gesenkt. Im Mai war die Inflation in der Eurozone überraschend stark auf 1,9% nach 2,2% im Vormonat und damit unter den EZB-Zielwert von 2% gefallen.
Der erneute Zinsschritt bringe die EZB näher ans Ende eines geldpolitischen Zykluses und in eine gute Position, um mit den Unsicherheiten rund um die US-Zollpolitik umzugehen, ließ EZB-Präsidentin Christine Lagarde verlauten. Damit hat die Notenbank-Chefin den Weg für eine Zinspause auf der nächsten Ratssitzung im Juli geebnet.
Ob es nach der Sommerpause noch zu einer allerletzten Zinssenkung kommt, wie nicht wenige Marktakteure erwarten, ist zwar nicht auszuschließen, aber deutlich unwahrscheinlicher geworden. Darauf deuten auch die neuen Projektionen der EZB-Volkswirte hin, die ihre Inflationsprognose für das laufende Jahr auf 2% und für 2026 auf 1,6% gesenkt haben.
Gegenüber der März-Projektion ist das eine Abwärtsrevision um jeweils 0,3 Prozentpunkte. Insbesondere die erwartete Punktlandung in diesem Jahr deutet darauf hin, dass die EZB ihr Inflationsziel für erreicht hält, zumal auch für 2027 weiterhin eine Teuerung von 2% erwartet wird.
An ihrer Wachstumsprognose von 0,9% für das laufende Jahr hat die EZB hingegen nicht gerüttelt, zu groß sind die geopolitischen Unsicherheiten. Ein Signal für eine weitere Zinssenkung im Herbst zur Unterstützung der Konjunktur in der Eurozone ist das aber eher nicht. Vielmehr scheint die EZB abwarten zu wollen, wie die vor allem von der Bundesregierung angekündigten Maßnahmen zur Wiederbelebung des Wachstums zünden.
Bestens präpariert zeigte sich Lagarde für die erwarteten Fragen zu jüngsten Spekulationen über einen möglichen Wechsel an die WEF-Spitze. Sie sei voll und ganz entschlossen, ihre Mission und ihr Amt bei der EZB bis zum Schluss zu erfüllen, gab Lagarde zu Protokoll.
Um dies auch optisch zu unterstreichen, trug sie eine goldene Kette mit der Inschrift „In Charge“. Von diesem klaren Statement dürfte Lagarde, selbst wenn sie wollte, nicht mehr herunterkommen.