Fed-Chefin Yellen – Warnschuss an Trump
Wortgewaltig hatte Donald Trump die Niedrigzinspolitik von Fed-Präsidentin Janet Yellen als unlautere Wahlkampfhilfe für seine Kontrahentin Hillary Clinton gegeißelt. Nach seinem Wahlsieg ließ der künftige US-Präsident zwar durchblicken, dass er die Fed-Chefin, deren Vertrag noch bis Anfang 2018 läuft, nicht vorzeitig von ihrem Posten entfernen werde, Yellen sich aber eine zweite Amtszeit abschminken könne. Damit scheint sich Yellen mittlerweile abgefunden zu haben. Doch bis dahin will sie offensichtlich ihre Macht als Präsidentin der weltweit wichtigsten Notenbank nutzen, um zumindest wirtschaftspolitisch ein Gegengewicht zu Trump, der mit staatlichen Investitionsprogrammen und Steuersenkungen die US-Konjunktur noch stärker anheizen will, zu bilden.
Einen Vorgeschmack auf den sich anbahnenden Machtkampf zwischen Notenbank und Weißem Haus lieferte Yellen im Anschluss an die erste Fed-Sitzung nach Trumps Wahlsieg, auf der die Zentralbanker erwartungsgemäß den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 0,5% bis 0,75% erhöhten. Zugleich revidierte die Fed jedoch auch ihren Ausblick auf den künftigen Zinspfad um 0,25% Prozentpunkte nach oben und stellte damit für das kommende Jahr statt der bislang erwarteten zwei Zinsschritte drei Erhöhungsrunden in Aussicht. Mit einer Beschleunigung des Zinspfads will die Fed offensichtlich die von Trump angekündigte Fiskaloffensive torpedieren. Yellen deutete denn auch an, dass eine veränderte Fiskalpolitik Auswirkungen auf den Konjunktur-Ausblick und damit auch auf die Geldpolitik haben könne. Noch sei es aber zu früh, um diesen Effekt abschätzen zu können.
Yellen wies zudem darauf hin, dass die Fed ihren Zinspfad erneut anpassen werde, sollte sich am Konjunktur-Ausblick etwas ändern. Im Klartext: Die Fed droht Trump mit noch schnelleren Zinsschritten. Eines hat Trump indes bereits erreicht, wenn auch wohl unfreiwillig. Der zuvor über die Zinspolitik zerstrittene Offenmarktausschuss (FOMC) ist wieder enger zusammengerückt. Die 10 FOMC-Mitglieder haben die jüngsten Zinsbeschlüsse einstimmig gefasst und damit Yellen den Rücken gestärkt. Die Fed ist damit auf dem besten Weg, zum stärksten Bollwerk gegen Trump zu werden.
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