Geldpolitik

Fed-Vize Fischer opfert sich für Yellen

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Seit der überraschenden Rücktrittsankündigung von Fed-Vize Stanley Fischer herrscht Rätselraten über die Motive der weltweit hoch angesehenen Ökonomie-Ikone. Zuletzt machte Fischer von sich reden, als er eindringlich vor einer Aufweichung der Banken-Regulierung warnte, deren gesetzliche Grundlagen („Dodd-Frank Act"") US-Präsident Donald Trump gerade überprüfen lässt.

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In seinem Abschiedsschreiben an Trump vermeidet Fischer allerdings jeden Hinweis, der seinen Rücktritt als Protest-Aktion gegen die Regulierungspolitik des Präsidenten erscheinen lassen könnte. Vielmehr gibt der bald 74-jährige Fed-Vize „persönliche Gründe““ für seinen vorzeitigen Rückzug an.

Auf die Spur zu den tieferen Hintergründen von Fischers Rückzug könnte indes eine andere Personalie führen, die fast zeitgleich in Washington für Furore sorgt. Demnach soll Trumps oberster Wirtschaftsberater Gary Cohn beim Präsidenten in Ungnade gefallen sein. Der ehemalige Goldman Sachs-Spitzenmanager hatte sich nach den rechtsradikalen Ausschreitungen in Charlottesville offen gegen Trump gestellt. Cohn galt bislang als Trumps Top-Kandidat für die Nachfolge von Fed-Präsidentin Janet Yellen, deren Amtszeit Anfang Februar 2018 endet. Mit dem Verlust seines bisherigen Favoriten für den Chefposten bei der Fed wächst der Druck auf Trump, einen geeigneten Alternativ-Kandidaten aus dem Ärmel zu ziehen, der auch im US-Senat, der die Personalie absegnen muss, mehrheitsfähig wäre.

Dabei fällt es Trump ohnehin schon schwer genug, die bereits bestehenden Vakanzen im mächtigen Fed-Verwaltungsrat neu zu besetzen. Nach Fischers Abgang Mitte Oktober werden in dem Gremium nur noch drei von insgesamt vorgesehenen sieben Sitzen besetzt sein. Bislang hat der US-Präsident mit dem Finanzinvestor Randal Quarles lediglich einen Kandidaten für den Posten des obersten Bankenaufsehers nominiert, dessen Bestätigung durch den Senat noch aussteht. Vordergründig mögen die zahlreichen Vakanzen Trump die Option eröffnen, die Fed-Führung nach seinem Gusto mit Gefolgsleuten zu besetzen. Doch praktisch läuft Trump gerade bei der Suche nach einem Yellen-Nachfolger die Zeit davon.

Dafür hat nicht zuletzt Fischer mit seinem Rücktritt gesorgt. Gelingt es Trump nicht rechtzeitig, einen Ersatz für Yellen zu präsentieren und durch den Senat zu bringen, könnte die Fed im Februar ziemlich „kopflos““ dastehen, ohne Präsident und Vize. Ein Zustand, den sich Trump kaum erlauben kann, will er nicht die Finanzmärkte in Unruhe versetzen. Viel spricht denn auch dafür, dass Fischer mit seinem vorzeitigen Rückzug vor allem eine zweite Amtszeit Yellens erzwingen will.

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