Zentralbanken

Folgen des Fiskalfeuerwerks – EZB öffnet Tür für Zinspause im April

Die Notenbank hat die Zinsen weiter gesenkt. Innerhalb weniger Tage hat sich die Lage für sie aber drastisch verändert. Das liegt an den Plänen aus Brüssel und Berlin.

Jan Mallien,
EZB-Tower in Frankfurt
EZB-Tower in Frankfurt © CC0

Für EZB-Präsidentin Christine Lagarde war das Timing der Ratssitzung am Donnerstag äußerst ungünstig. Normalerweise haben die Treffen einen langen Vorlauf. Zwei Tage vor der Sitzung aber stellten die Pläne aus Berlin und Brüssel für massive Extraausgaben alle Planungen auf den Kopf. Die Kapitalmarktzinsen sind seit der Ankündigung deutlich gestiegen und Ökonomen passen ihre Wachstumsprognosen an.

Die EZB hielt am Donnerstag zwar an der im Vorfeld erwarteten Senkung des Einlagenzinses um 0,25 Prozentpunkte auf 2,5% fest. Gleichzeitig bereitete sie aber eine mögliche Zinspause im April vor. Mit Blick auf die nächste Sitzung sagte Lagarde, man werde die Zinsen nochmals senken, falls die Daten dies rechtfertigen würden. Aber: „Wenn die Daten jedoch darauf hindeuten, dass dies nicht der Fall ist, dann werden wir nicht senken, sondern eine Pause einlegen.“ Lagarde betonte immer wieder, wie hoch die aktuelle Unsicherheit ist.

Wenn Deutschland als größtes Euro-Land mehr Geld für Panzer oder Straßen ausgibt, erhöht dies tendenziell das Wachstum und den Inflationsdruck. Zumal auch andere EU-Länder deutlich mehr für Verteidigung ausgeben wollen. Die US-Bank Goldman Sachs etwa rechnet nun damit, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 0,2% wächst (vorher: 0%), für 2026 geht sie von einem Wert von 1,5% (vorher:1%) aus. Zudem erwarten die Experten der Bank weniger Zinssenkungen. Statt drei weiteren Schritten nach unten gehen sie von zwei aus.

Eine mögliche Pause im April heißt also nicht unbedingt, dass die Zinssenkungen vorbei sind. Allerdings beeinflusst die EZB mit ihrer Geldpolitik vor allem die kurzfristigen Zinsen. Für Unternehmen oder Immobilienkäufer sind eher die langfristigen Kapitalmarktzinsen entscheidend, die diese Woche abrupt gestiegen sind.

Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen stiegen binnen weniger Tage von etwa 2,4 auf über 2,9%. Da Bundesanleihen im Euro-Raum quasi die Untergrenze für Anleiherenditen bilden, hat dies auch die Renditen anderer Länder wie von Italien oder Frankreich hochgetrieben. Für die meisten Banken ist die Entwicklung positiv, wie sich an den Aktienkursen ablesen lässt. Denn der voraussichtliche große Finanzstimulus in Deutschland stützt die Wirtschaft und senkt damit die Kreditrisiken. Zudem sorgt dies dafür, dass die EZB voraussichtlich die Zinsen höher halten muss als bislang erwartet, was bei den Instituten für einträglichere Zinsmargen sorgt.

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