ITB – Von Reiselust und Kriegsfrust
Morgen (8.3.) startet die ITB mit drei digitalen Kongresstagen. Eigentlich soll es dabei um Urlaub und Entspannung gehen. Doch der Krieg in Europa versetzt der nach zwei Jahren Corona aufkommenden Reiselust neue Dämpfer.
„Militärische Konflikte erschweren der Reisewirtschaft ihre Planungen“, sagt Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV). Er, wie auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr und Tui-Lenker Fritz Joussen, dessen russischer Großaktionär Alexej Mordaschow im Sog der EU-Sanktionen nun sein AR-Mandat niederlegte, glauben dennoch an eine kräftig steigende Nachfrage bis Sommer. Besonders voll soll es wieder am Mittelmeer werden.
Die ITB markiert traditionell den Startschuss ins neue Reisejahr. Als Plattform der globalen Touristik greift das Event, zum zweiten Mal im Online-Format (Präsenz 2023 geplant), wichtige Trends auf (diesmal Resilienz, Digitalisierung, Nachhaltigkeit), bringt Player zusammen und fördert das Netzwerken – v. a. auf dem „Digitalen Business Day“, der am 17.3. noch folgt. Im Vorjahr zog die Online-ITB 3 513 Aussteller aus 120 Ländern und rd. 65 700 User (zwei Drittel aus dem Ausland) an. Kein Vergleich zu den 10 000 Ausstellern aus 181 Ländern und rd. 160 000 Besuchern auf der letzten Covid-freien ITB 2019. Aber die Herausforderungen sind groß und der Austausch sowie neue Ideen entsprechend wichtig.
In diesem Jahr wirft nun aber Krieg in Osteuropa tiefe Schatten. Über die geschäftlichen Folgen lässt sich bislang nur mutmaßen. Neue Reiserouten für die Kreuzfahrten lassen sich relativ schnell finden, beruhigt DRV-Chef Fiebig. Das Umfliegen des russischen Luftraums trifft Airlines (steigende Kerosinpreise, mehr Verbrauch) und Reiseanbieter schon stärker. Der Beratungsbedarf wächst. Kompetente Auskunft ist gefragt, auch dazu wird sich im Rahmen der ITB ausgetauscht werden. Insgesamt dürfte die Frage, wie die Touristik krisenfester wird, viel mehr Raum einnehmen.
Auch die Pandemie ist noch nicht verdaut. Flughafenbetreiber wie Fraport, der seine Aktivitäten am St. Petersburger Airport (Beratung, Transfer v. Betriebs-Know-how) wegen des Kriegs ruhen lässt, werden an der Gebührenschraube drehen, erwartet Lufthansa-CEO Spohr. Und dann nagt die Inflation am Geldbeutel der Kunden, was die Branche um die Ausgabenfreude der Deutschen bangen lässt.