Zentralbanken

Jackson Hole wird zur Bühne der Solidarität mit Fed-Chef Powell

Das wichtigste Notenbank-Treffen der Welt steht bevor – doch statt fachlicher Debatten steht dabei dieses Jahr ein anderes Thema im Fokus.

Jan Mallien,
Jerome Powell, Präsident der Federal Reserve
Jerome Powell, Präsident der Federal Reserve © Public Domain

Eigentlich soll es um Demografie und Arbeitsmärkte gehen, wenn sich die wichtigsten Notenbanker der Welt ab dem 21. August zum jährlichen Treffen in Jackson Hole in den Bergen von Wyoming versammeln. Doch inoffiziell rückt ein anderes Thema in den Mittelpunkt: die Unabhängigkeit der US-Notenbank. Symbolfigur dieser Debatte ist Jerome Powell. Der Fed-Chef gilt als Anti-Trump – ein ruhiger, faktenorientierter Zentralbanker, der sich durch nüchterne Analyse auszeichnet. Seine Welt besteht aus Modellen und Daten. Dabei haben die Entscheidungen der Fed enorme praktische Folgen.

Powells Amtszeit endet im Mai 2026. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass künftig auch in technokratisch geprägten Institutionen wie der Fed andere Typen an Einfluss gewinnen – die populistisch auftreten und sich stärker an politischen Vorgaben orientieren. Die jüngste Nominierung des Trump-Vertrauten Stephen Miran für das Führungsgremium der Fed zeigt, wohin die Richtung gehen könnte.

Vor diesem Hintergrund bekommt Powells letzter Auftritt in Jackson Hole besondere Symbolkraft. Wie man hört, bereitet der Fed-Chef seine Grundsatzrede auf der Konferenz jedes Jahr lange im Voraus sehr akribisch vor. Dieses Mal dürfte er besonders sorgfältig formulieren – es ist sein letzter Auftritt dort als Fed-Chef.

Lagarde und Nagel reisen an

Ein Blick auf die Gästeliste zeigt, wie ernst die internationale Notenbankgemeinschaft diesen Moment nimmt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die in der Vergangenheit häufiger fehlte, reist nach PLATOW-Informationen ebenso an wie Bundesbank-Präsident Joachim Nagel. Bereits bei der EZB-Konferenz in Sintra feierte die Notenbank-Community Powell mit Standing Ovations. Nagel erinnerte am Dienstag daran, wie wichtig die Prinzipien sind, auf denen Institutionen wie Zentralbanken beruhen: „Internationale Zusammenarbeit, gemeinsame Regeln, Gewaltenteilung und unabhängige Medien. Ich hoffe sehr, dass diese Grundpfeiler eine lange und stabile Zukunft haben.“

Ein Blick auf die USA zeigt, wie brüchig diese Grundpfeiler inzwischen geworden sind. Wenn politische Einflussnahme die Unabhängigkeit der Zentralbank untergräbt, gerät auch das Ziel der Preisstabilität in Gefahr. Wie angespannt die Lage bereits ist, zeigen die neuen US-Inflationszahlen vom Dienstag. Die von der Fed besonders beachtete Kerninflation – bereinigt um schwankungsanfällige Energie- und Nahrungsmittelpreise – stieg auf Jahressicht um 3,1% und damit stärker als erwartet. Das spricht klar gegen die Zinssenkungen, die Trump öffentlich fordert.

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