Zentralbanken

Lagarde gibt nur kleine Hinweise auf den Zinskurs im September

EZB-Präsidentin Christine Lagarde vermied auf ihrer Presskonferenz vor der Sommerpause starke Festlegungen für den weiteren Zinskurs. Auffällig waren jedoch drei Nuancen in der Kommunikation.

Jan Mallien,
EZB-Chefin Christine Lagarde
EZB-Chefin Christine Lagarde © Maria Rita Quitadamo/ECB

Wenn der frühere EZB-Präsident Mario Draghi nach den Sitzungen vor die Presse trat, behielten seine Gefolgsleute stets die Märkte im Blick. Wurde es turbulent, reichten sie ihm während der PK ein iPad mit aktuellen Anleihekursen, berichteten Insider. Von Notenbankpräsidentin Christine Lagarde ist nicht bekannt, wie genau sie die Märkte verfolgt. Bei ihrem Auftritt diesen Donnerstag aber verfolgte sie ein klares Ziel: Sie wollte sich mit der erwarteten Zins-pause (Einlagenzins unverändert 2,0%) möglichst geräuschlos in die Sommerpause verabschieden.

Im September folgt der Showdown: Dann ringen die Befürworter einer lockeren Geldpolitik, die weitere Zinssenkungen fordern, mit den Falken – darunter Bundesbank-Präsident Joachim Nagel und EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel –, die sich aktuell eher dagegenstellen. Lagarde ließ nur vorsichtige Hinweise erkennen, die eher gegen eine weitere Zinssenkung im September sprechen. Der erste Hinweis kam, als ein Journalist sie auf die Gefahr ansprach, dass die Inflation den EZB-Zielwert von 2% länger unterschreiten könnte. Laut dem Protokoll der Juni-Sitzung haben die Ratsmitglieder hierüber auf ihrem vorherigen Treffen diskutiert – was ein zentrales Argument für Zinssenkungen wäre. Offenbar treibt diese Sorge aber nur eine kleine Gruppe um, wie Lagarde flapsig andeutete. „Es gibt immer zwei oder drei Notenbankgouverneure, die sich große Sorgen über ein Unterschreiten machen,“ sagte sie. Und: „Wir werden uns im Jahr 2026 nicht von einer geringfügigen Abweichung vom Ziel abbringen lassen.“

Der zweite Hinweis betraf den starken Euro, der Anhängern einer lockeren Geldpolitik Sorge bereitet, weil er die Wirtschaft und die Inflation dämpft. Hier zeigte sich Lagarde vergleichsweise entspannt und wiederholte lediglich die klassische Sprachregelung der EZB, wonach sie kein Wechselkursziel verfolgt, die Folgen der Aufwertung für die Inflation aber berücksichtigt.

Ein dritter Hinweis fand sich im sogenannten Eingangsstatement, mit dem die EZB ihren geldpolitischen Kurs erklärt. Hier passte die Notenbank ihre Kommunikation an und verweist jetzt auf die Risiken im Zusammenhang mit der Inflation. Laut ihrer neuen Strategie will sie stärker Risiken abseits ihres Basisszenarios beleuchten. Lagarde betonte aber, dass die aktuellen Indikatoren darauf hindeuten, dass sich die Inflation auf dem Zielwert stabilisieren wird – was auch gegen weitere Zinssenkungen sprechen würde. Wie die Entscheidung im September ausfällt, hängt letztlich stark von der weiteren Entwicklung im Zollstreit ab. Noch traut die EZB den Hinweisen auf eine mögliche Einigung hier nicht.

Abonnieren Anmelden
Zur PLATOW Börse