Bankensektor

N26 – Wie groß ist der Vorsprung auf die Konkurrenten wirklich?

Bei N26 läuft nicht immer alles rund. Eines muss man den Berlinern aber zugestehen: Sie war im deutschen Retail-Kundensegment bislang die einzige Neobank, die es ansatzweise mit den etablierten Banken aufnehmen kann.

Gemessen an der Kundenanzahl ist sie ihren Wettbewerbern (bis auf die britische Neobank Revolut) meilenweit voraus, wie unsere Analyse zeigt (s. Chart). N26 kam zuletzt auf 4,2 Mio. ertragsrelevante Kunden. Das sind solche, die „den Onboarding- und Verifizierungsprozess erfolgreich und vollständig durchlaufen haben, über ein derzeit aktives Konto bei N26 verfügen und somit Erträge generieren können, beispielsweise indem sie ihr Konto regelmäßig nutzen“, erklärt ein Sprecher.

Zählt man alle Kunden, also auch diejenigen, die ihr Konto nicht aktiv nutzen, dürfte die Zahl schätzungsweise doppelt so hoch liegen. Wie viele davon auf den deutschen Markt entfallen, will das Unternehmen nicht preisgeben. CEO Valentin Stalf sagte in einem Podcast kürzlich, dass Deutschland der größte Markt sei. Wir übernehmen für unsere Analyse die Schätzung von „FinanceFwd“ von Ende 2023, dass 50% der Kunden aus Deutschland stammen.

Der einzige ernstzunehmende Konkurrent Revolut ist zwar international gesehen erfolgreicher, hinkt im N26-Heimatmarkt jedoch noch immer hinterher. Der aktuelle Stand ist, dass Revolut mehr als 1,5 Mio. Privatkunden in Deutschland zählt. „Bis zum Jahresende sollen es dann mehr als 2 Mio. sein“, sagt ein Sprecher auf Anfrage. Privatkunden definieren sich bei Revolut so: Sie haben die App heruntergeladen, sich registriert sowie den KYC-Prozess durchlaufen und die Terms & Conditions akzeptiert. Somit hat N26 zwar noch einen Vorsprung, allerdings konnte Revolut die Zeit des N26-Neukundendeckels durch die BaFin für sich nutzen. Die Kundenzahl der Briten habe Ende 2021 noch bei 390.000 gelegen – das Unternehmen hat also in gerade mal zwei Jahren ein Wachstum von fast 300% hingelegt. N26 kam im selben Zeitraum auf ein Plus von rd. 35%.

Dass N26 bei unserer Frage nach dem aktuellen Kundenstand auf die Zahl von Ende 2023 verweist, könnte auch als Indiz gewertet werden, dass das Wachstum 2024 trotz Aufhebung des BaFin-Deckels im Juni weiter gemäßigt ausfällt. Sofern Revolut sein Turbowachstum fortsetzen kann, wäre also denkbar, dass die Briten den aktuellen Lokalmatador schon Ende 2025 überholt haben.

Und dann gibt es noch die „Newcomer“: Zum einen die Tomorrow Bank aus Hamburg, die allerdings mit ihrem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit stärker in der Nische agiert. Sie kam zuletzt auf 90.000 aktive Kunden. Zum anderen gründete die Check24-Gruppe im Herbst 2020 die C24 Bank, die mittlerweile nach eigenen Angaben ca. 100.000 Kunden zählt. Wie diese definiert sind und wie C24 im Neukundenwettbewerb weiter mitmischen will, wollte das Challenger-Institut nicht erläutern. In den letzten Monaten machte C24 mit einem Zinsangebot von 2,5% p.a. (Girokonto) und 3% auf Tagesgeld von sich reden. Mittlerweile hat die Bank die Zinsen im Zuge der EZB-Entscheidungen jeweils gesenkt und bewegt sich auf dem Angebotsniveau vieler Institute. ck

(Korrektur: In einer früheren Version hieß es, dass N26 in Deutschland auf 4,2 Mio. ertragsrelevante Kunden kommt. Dabei handelt es sich jedoch um die gesamte Kundenzahl über alle Märkte hinweg. Die Analyse wurde entsprechend angepasst.)

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