Geldpolitik

Störenfried USA – Auch für Draghi wird es ungemütlich

Fast drei Jahre ist es her, dass Mario Draghi den Euro auf Talfahrt schickte, um die Konjunktur speziell in Süd-Euroland anzukurbeln. Das ist dem EZB-Lenker gut gelungen. Seit seinem Hoch im Frühjahr 2014 nahe 1,40 hat der Euro zum Dollar in der Spitze rd. 25% verloren. Das war ein großer Schub für die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Waren und Dienstleistungen auf den Weltmärkten, über die sich der neue US-Präsident Donald Trump derzeit bitter beklagt.

Die Märkte haben dieses Signal vom Präsidenten des mächtigsten Landes der Erde längst wahrgenommen und die Wende beim Euro eingeläutet. Seit dem Amtsantritt von Trump hat der Euro bereits um rund drei Prozent gegenüber dem US-Dollar aufgewertet. Damit ist für Draghi die Zeit der aktiven Einflussnahme auf das Wachstum in Euroland mit Hilfe des Wechselkurses erst einmal vorbei. Die EZB wird sich kaum gegen den Markt stemmen wollen. Effektive Notenbankpolitik bedient sich aber gern des Rückenwinds der Märkte. Dieser Wind bläst seit Trumps Machtübernahme im Weißen Haus aus der falschen Richtung. Wahrscheinlich ist, dass Draghi trotz aller Widerstände aus Deutschland den Zins unverändert niedrig hält und mit Tapering erst 2018 beginnt.

Aber selbst das Festhalten an dieser extrem lockeren Geldpolitik wird den Euro nicht mehr schwächen. Und beim Zins und den Anleihekäufen nochmals Gas zu geben, wird nicht möglich sein. Zu zerstörerisch wären die Folgen für den Bankensektor. Auch würden die USA dagegen wohl Front machen. Das hätte ein ganz anderes Gewicht, als wenn Deutschland auf Konfrontationskurs gehen würde. Zum Glück fasst inzwischen auch die Wirtschaft in Südeuropa allmählich Tritt, so dass sich zusätzliche Stützungsmaßnahmen durch die EZB wohl erübrigen.

Trump hat mit Teilen seiner Kritik Recht. Draghi hat Euroland auch zu Lasten der USA saniert. Ohne die substanzielle Abwertung des Euro wären viele Unternehmen in Italien, Frankreich und Spanien nicht wettbewerbsfähig gewesen. Euroland wäre erneut an den Rand des Abgrunds gedriftet. Deutschland ist freilich der falsche Adressat für Trumps Kritik. Deutsche Produkte werden nicht allein wegen des Wechselkurses gekauft, sondern weil sie in großen Teilen der Wirtschaft den maßgeblichen Qualitätsstandard vorgeben. Umso mehr muss Europa jetzt einig sein und zusammenrücken, um sich besser zu wehren und den USA Paroli zu bieten.

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