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Unmut bei der Bundesbank – Warum Nagel stärker aneckt

Eine Mitarbeiterbefragung zeigt: Das Vertrauen in die Bundesbank-Führung ist gesunken. Dahinter stecken Unterschiede im Führungsstil von Präsident Nagel und Vorgänger Weidmann.

von Jan Mallien,
Das Schild der Deutschen Bundesbank vor dem Bürogebäude in Frankfurt am Main, Deutschland
Das Schild der Deutschen Bundesbank vor dem Bürogebäude in Frankfurt am Main, Deutschland © 1take1shot

Die Stimmung bei der Bundesbank ist angespannt. Eine aktuelle Mitarbeiterbefragung, über die das „Handelsblatt“ zuerst berichtete, zeigt einen Vertrauensverlust. Nur 40% der 6.500 befragten Mitarbeiter vertrauen der Leitung der Bundesbank um Präsident Joachim Nagel. Bei einer Umfrage vor drei Jahren, als Jens Weidmann die Notenbank führte, waren es noch 80%. Was steckt hinter dem Unmut? Die meistgenannten Gründe: „schlechte Führungskultur“, „aktuelle Veränderungsprozesse“ und „nachlassende Bedeutung der regionalen Standorte“.

Nagel erklärt die schlechte Stimmung in einer Hausmitteilung mit dem laufenden Umbau der Notenbank. Er verstehe, dass Veränderungsprozesse Sorgen erzeugten. Dahinter steckt aber noch etwas anderes. Nagel und sein Vorgänger Weidmann unterscheiden sich deutlich in ihrer Persönlichkeit und ihrem Führungsstil. Der aktuelle Notenbankchef eckt mit seiner Art eher an, was aber auch Vorteile hat. Weidmann war nach außen hin oft im Konflikt mit EZB-Kollegen, galt intern jedoch als risikoavers und vorsichtig. Er ließ viele Dinge laufen, wie das große Bauprojekt eines neuen Bundesbank-Campus, bei dem es von Anfang an drunter und drüber ging.

Auch am üppigen Filialnetz und gewissen Privilegien der Bundesbank hielt er fest. Nagel dagegen ist dynamischer. Er hat die Verantwortung für das umstrittene Bauprojekt übernommen und es zusammengestrichen. Außerdem erklärte der BuBa-Vorstand unter seiner Führung, dass er den kostenlosen Kontenservice für Mitarbeiter beenden will. Was harmlos klingt, sorgte im Intranet für Proteststürme (s. PLATOW v. 31.10.23).

Nagel argumentiert, dass hohe Investitionen nötig wären, um ihn fortzuführen und sich keine andere Euro-Notenbank diesen Luxus gönnt. Zudem holte er die Unternehmensberatung Boston Consulting ins Haus, um eine neue Struktur zu entwickeln. Damit will die Bundesbank die Effizienz verbessern und Spielräume für neue Aktivitäten schaffen, wie den digitalen Euro. Der Plan sieht vor, bis 2028 drei von 31 Filialen zu schließen und bis 2039 weitere fünf. Die Mitarbeiterzahl soll auf etwa 9.500 sinken, aber ohne Entlassungen. Auch das sorgt für Ärger.

Neben Nagels Führungsstil tragen weitere Faktoren zur Unzufriedenheit bei. Nur knapp die Hälfte der Mitarbeiter bewertete die Entwicklungsmöglichkeiten in der Bundesbank als gut, 2021 waren es noch zwei Drittel. Für Ärger sorgt auch, dass mit Fritzi Köhler-Geib und Sabine Mauderer, zwei frühere Abteilungsleiter der Förderbank KfW direkt in den Bundesbank-Vorstand einziehen konnten. Dagegen ist dies für interne Kandidaten sehr schwer. Das Ansehen der Bundesbank litt auch darunter, dass drei von sechs Vorstandsposten lange unbesetzt blieben. Kontrovers diskutiert werden in der Notenbank Geschlechterquoten, ähnlich wie bei der EZB. Da es nur wenige Frauen in Führungspositionen gibt, fürchten junge männliche Mitarbeiter um ihre Karrierechancen.

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