Zentralbanken

Warum viele EZB-Mitarbeiter mit Lagarde fremdeln

Bei der jüngsten Mitarbeiter-Umfrage des Betriebsrats fielen die Werte für die EZB-Chefin besonders schlecht aus. Das Misstrauen hat vor allem drei Gründe.

Jan Mallien,
Schild der EZB im Frankfurter Ostend
Schild der EZB im Frankfurter Ostend © Tobias Arhelger - stock.adobe.com

Der Konflikt zwischen EZB-Spitze und Betriebsrat schwelt – ohne absehbare Lösung. Unter der Führung von Christine Lagarde richtet sich der Ärger vieler Mitarbeiter verstärkt gegen sie persönlich – anders als unter Mario Draghi, wo Kritik eher die Personalabteilung oder andere Führungskräfte traf. Die meisten EZB-Mitarbeiter sahen Draghi als Retter des Euro, mit dem sie sich identifizierten. Lagarde dagegen ist unbeliebter, wie Umfragen des Betriebsrats zeigen. Das hat vor allem drei Gründe.

Der erste sind Kommunikationsfehler. So sorgte sie in der EZB für einen Aufschrei, als sie 2024 auf dem Weltwirtschaftsforum Ökonomen vorwarf, eine „Stammesclique“ zu bilden, die sich mit sich selbst beschäftigen würde. In einer Institution, in der hauptsächlich Ökonomen arbeiten, kam das schlecht an. Ein anderes Beispiel war die Feier zum 25. Jubiläum der EZB 2023. Damals luden Lagarde und ihre Kollegen viel Prominenz aus der Politik ein, die Mitarbeiter und ihre Vertreter aber sollten draußen bleiben. Der zweite Punkt ist Managementversagen. Seit Jahren gibt es massiven Ärger über die Personalpolitik der EZB. Statt das Thema anzugehen, hat es die Spitze ausgelagert und mit dem CSO einen neuen Posten geschaffen, der das Thema von Lagarde fernhalten soll – mit den bekannten Ergebnissen. Drittens zweifeln viele Mitarbeiter an der fachlichen Eignung der Juristin Lagarde. Als sie sich vor einiger Zeit in ihrer Pressekonferenz kritisch zu den EZB-Prognosen äußerte, nahmen ihr intern das viele übel. Hätte Draghi, der über fachlichen Zweifel erhaben war, dieselbe Kritik geübt, hätte das längst nicht für so viel Aufregung gesorgt.

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