Wer folgt auf Christine Lagarde?

Noch hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde über zwei Jahre bis Oktober 2027 vor sich – obwohl sie schon als neue Chefin des Weltwirtschaftsforums (WEF) gehandelt wird.
Vor acht Jahren begann die Personaldebatte um die EZB-Spitze bereits zwei Jahre bevor Lagarde das Ruder übernahm. Damals brachten sich Bundesbank-Chef Jens Weidmann und sein französischer Amtskollege François Villeroy de Galhau in Stellung. Die wichtigste Lehre damals: Wer seinen Namen zu schnell ins Spiel bringt, verbrennt.
Auf der anderen Seite beginnt das personelle Schachspiel früh, bei dem ein falscher Zug die Ambitionen zunichtemachen kann.
So unterstützte Deutschland etwa 2010 den Portugiesen Vitor Constancio als EZB-Vizechef und 2018 den Spanier Luis de Guindos, um so die Chancen für einen eigenen Kandidaten für die EZB-Spitze aufzubessern. Die früheren Bundesbank-Chefs Axel Weber und Weidmann kamen nicht zum Zuge. Ein Name, der oft fällt, ist der des niederländischen Notenbankchefs Klaas Knot.
Ähnlich wie Mario Draghi, bevor dieser EZB-Chef wurde, führt er aktuell das Financial Stability Board, das globale Finanz-Standards setzt. Knots Nachteil: Seine Amtszeit als Chef der niederländischen Notenbank läuft Ende Juni aus. Auch der frühere spanische Notenbankchef Pablo Hernández de Cos, der ab Juli die BIZ leitet, wird genannt. Fachlich hat er einen guten Ruf, aber reicht das?
Weil die EZB eine der mächtigsten Institutionen Europas ist, ist der Job in der 40. Etage des EZB-Turms sehr politisch. Ein Deutscher mit viel pol. Erfahrung und tiefen Finanzmarkt-Kenntnissen wäre der bisherige Finanzminister Jörg Kukies.
Allerdings ist nur schwer denkbar, dass die Bundesregierung ihn dem aktuellen Bundesbank-Präsidenten Joachim Nagel vorzieht. Da noch nie ein EZB-Präsident aus Deutschland kam, dürften auf jeden Fall deutsche Kandidatinnen und Kandidaten kursieren.