Zinspolitik

Worauf es bei der EZB-Sitzung am Donnerstag ankommt

Für Beobachter der EZB-Ratssitzung am Donnerstag werden vor allem zwei Aspekte interessant. Sie könnten die Zinserwartungen deutlich beeinflussen.

Jan Mallien,
Der EZB Rat in Frankfurt am Main, Deutschland
Der EZB Rat in Frankfurt am Main, Deutschland © Maria Rita Quitadamo/ECB

Die EZB ist die erste große Notenbank, die seit Beginn der Marktturbulenzen wegen der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump tagt. Alles andere als eine weitere Zinssenkung am Donnerstag wäre eine Überraschung. Für Beobachter sind zwei Dinge interessant, die starke Auswirkungen darauf haben dürften, wie viele Zinssenkungen die Märkte einpreisen.

Erstens der Ton, den Lagarde anschlägt, wenn es um die Auswirkungen der Zölle auf das Wachstum und die Inflation geht. Ziemlich klar ist, dass sie das Wachstum stark bremsen werden. Offener sind die Folgen für die Inflation. Diese hängen zum Beispiel vom wirtschaftlichen Umfeld ab und auch davon, ob etwa überschüssige Produkte aus China, die nun nicht mehr in die USA verkauft werden können, nach Europa umgeleitet werden.

Falls ja, könnte das die Inflation in Europa auch dämpfen. Andrzej Sczepaniak, Ökonom der japanischen Bank Nomura, erwartet, dass Lagarde die Sitzung „wahrscheinlich so neutral und unspektakulär wie möglich halten“ wolle. Da aktuell die Unsicherheit sehr hoch ist, spricht viel dafür, dass sich Lagarde nicht stark festlegt, ob aus ihrer Sicht die Abwärtsrisiken für das Wachstum oder die Aufwärtsrisiken für die Inflation dominieren.

Zweitens wird interessant, ob die vorraussichtliche Entscheidung der Notenbank für eine Zinssenkung einstimmig fällt oder es Gegenstimmen gibt. Ähnlich wie im März, als der österreichische Notenbankchef Robert Holzmann gegen die Entscheidung stimmte, sind auch jetzt Gegenstimmen wahrscheinlich.

Falls es sie jedoch nicht geben sollte, könnten die Märkte nach Einschätzung von Nomura-Ökonom Sczepaniak ihre Zinserwartungen anpassen und noch mehr Zinssenkungen einpreisen als bisher. Allein die Sorge hiervor aber könnte zu Gegenstimmen von geldpolitischen Falken führen.

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