Zentralbanken

Zinskurve – Falscher Alarm durch wichtiges Rezessionssignal?

Die Inversion der Zinskurve – eine Sondersituation am US-Anleihemarkt – gilt als zuverlässiges Signal einer Rezession. Inzwischen ist sie überwunden. Dennoch gibt es Risiken.

von Jan Mallien,
Hauptsitz der Fed Marriner S. Eccles Federal Reserve Board Building, Washington, D.C.
Hauptsitz der Fed Marriner S. Eccles Federal Reserve Board Building in Washington D.C., USA © U.S. Government work

Der Chart der Woche zur inversen Zinskurve zählte zu den meistgelesenen im vergangenen Jahr. Er zeigte die Ausnahmesituation am Anleihemarkt, dass die Renditen kurzfristiger Anleihen höher waren als die langfristigen. Diese Konstellation ist inzwischen überwunden. Aber sie tritt auf, wenn die Notenbanken die kurzfristigen Zinsen stark erhöht haben und gilt als zuverlässiges Signal für einen wirtschaftlichen Abschwung. Historisch gab es in den USA vor jeder der neun Rezessionen seit 1960 eine Inversion der Zinskurve.

 

Aktuell läuft die US-Wirtschaft gut und der Anleihemarkt hat sich nach langer Zeit normalisiert, die langfristigen Renditen liegen wieder über den kurzfristigen. Allerdings ist dennoch Vorsicht geboten. Noch rechnen viele mit weiteren Zinssenkungen der US-Notenbank Fed in diesem Jahr, die zur weiteren Normalisierung der Anleihemärkte beitragen würden. Doch die starke US-Wirtschaft könnte auch die Fed schneller als viele bislang erwarten wieder zu einer Kehrtwende und Zinserhöhungen zwingen.

Manche Experten wie Adam Posen, Chef des Washingtoner Peterson Institute, erwarten bereits baldige Zinserhöhungen. Er rechne bereits ab dem Sommer mit Zinserhöhungen, sagte er jetzt. Als Gründe führt er auch die geplanten Zölle des neuen US-Präsidenten Donald Trump und ein höheres Defizit an. Laut den Protokollen der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed im Dezember hatten sich diese über die Inflationsrisiken durch die Trump-Pläne besorgt gezeigt. Die jüngsten US-Arbeitsmarktzahlen am Freitag fielen ebenfalls stärker aus als Analysten erwartet hatten. Innerhalb eines Monats schafften amerikanische Unternehmen außerhalb der Landwirtschaft demnach über 250.000 neue Jobs. Wenn die Fed in diesem Jahr die Zinsen erhöht, könnte die Rezession also doch noch kommen, allerdings wäre das dann viel später als die meisten Experten erwartet haben.

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