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„Hamburg-Standard“ soll Baukosten um ein Drittel senken

Geht doch. Mit dem neuen „Hamburg-Standard“ für den Wohnungsbau sollen die Baukosten um ein Drittel sinken. Diese Vorschriften sollen gelockert werden.

Frank Mahlmeister,
Ein Mann arbeitet auf einer Baustelle
Ein Mann arbeitet auf einer Baustelle © CC0

Manchmal feiert die Politik die Rückkehr zur Vernunft. Wohnungsbau soll um ein Drittel billiger gemacht werden. Beeinduckend ist, dass ausgerechnet das rot-grün regierte Hamburg zum Vorreiter wird. Der neue „Hamburg-Standard“ für den Wohnungsbau sieht vor, die Baukosten von derzeit im Schnitt 4.600 Euro pro qm auf rund 3.000 Euro zu senken. Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) hatte die „Initiative kostenreduziertes Bauen“ ins Leben gerufen. Gut 200 Experten aus Privatwirtschaft und der Öffentlichen Hand, darunter Architekten, Ingenieure, Projektentwickler, Vermieter, Baufirmen, Wissenschaftler und Juristen, haben gemeinsam mit Peins Behörde die sogenannten „anerkannten Regeln der Technik“ nach Einsparpotenzialen durchforstet und Empfehlungen erarbeitet. Jetzt muss das Ganze noch rechtssicher gestaltet werden. Rechtssicherheit war die Hauptkritik am „Gebäudetyp E“ der Bundesbauministerin.

39 Abweichungen zu bisherigen Normen

Hamburg lässt künftig 39 Abweichungen zu bisherigen Regelungen zu. Die Normen für Schall- und Brandschutz, Lüftung, Heizung und flächensparende Flure wurden reduziert. Balkone, Dachterrassen, Treppen und Bodenplatten müssen nicht mehr mit Trittschall ausgerüstet werden. Heißes Wasser darf jetzt auch länger als 30 Sekunden brauchen. Sogar die Zahl der Steckdosen soll reduziert werden. Und auf besonders aufwendige Bauteile wie verpflichtende Tiefgaragen soll verzichtet werden können. In Fluren darf die Fußbodenheizung künftig weggelassen werden. Das hört sich aus PLATOW-Sicht wie „gesunder Menschenverstand“ an.

Keine Förderung mehr für Effizienzhaus 40

Und es geht noch weiter: Hamburg wird kein „Effizienzhaus 40“ mehr fördern. Das war aber Robert Habecks einzig förderungswürdiger Standard. Diese Gebäude seien in Bau und Betrieb aufwändig und teuer, und damit weder ökologisch noch ökonomisch nachhaltig, so die Hamburger Experten. Temperaturnormen werden herabgesetzt. Eine mit Rettungsleitern der Feuerwehr erreichbare Stelle des Gebäudes soll als zweiter Rettungsweg anerkannt werden. Dazu sollen dann noch optimierte Planungs- und Bauprozesse sowie schnellere Genehmigungs- und Planungsverfahren kommen. „Das wird der langersehnte Durchbruch zur Senkung der Baukosten in Deutschland“, so Pein. Im Moment loben die Verbände und die Fachwelt noch die Hamburg-Initiative. Der GdW fordert die Umsetzung auf Bundesebene. Da stehen jedoch die Länderhoheiten vor. PLATOW ist gespannt auf die nächsten Jahre der Detaildiskussion über die Gefahren und Risken von Fluren ohne Fußbodenheizung, Mehrfachsteckdosenverlängerungsschnüren, Wasserverschwendung bei kaltem Leitungswasser-Vorlauf und Pullover-Notwendigkeiten an kalten Wintertagen.

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