„Bäumchen wechsle dich“ bei den Rückversicherungen
Den Platz des zum Jahresende in Ruhestand tretenden Michael Pickel (63) im Vorstand der Hannover Re, inklusive des Vorstandsvorsitzes der Tochter E+S Rück, übernimmt zum 1. September Thorsten Steinmann, bisher Leiter Nord-, Mittel- und Osteuropa beim Mitbewerber Swiss Re. Der hatte erst zum 1. Januar 2023 den Posten bei den Schweizern angetreten und Frank Reichelt abgelöst – mittlerweile Aufsichtsratsmitglied des österreichischen Versicherers VIG.
Der Rücktritt Steinmanns nach rund 18 Jahren im Unternehmen überrascht. Beim Rückversicherungstreffen in Baden-Baden im Oktober strotzte der Manager noch vor Tatendrang und Optimismus. Der Konzern dementiert, dass der Stimmungswechsel etwas mit den jüngsten personellen Veränderungen zu tun hat, die seit längerem in der Luft lagen. Diese Woche wurde überraschend beschlossen, „dass nach Erreichen aller finanziellen Ziele für 2023“ der richtige Zeitpunkt für einen CEO-Wechsel gekommen sei.
Christian Mumenthaler (54) übergibt seinen Posten nach acht Jahren als Group CEO und 25 Jahren im Unternehmen an Andreas Berger (57), der erst im März 2019 nach Jahren als Allianz-Vorstand zum Rückversicherer stieß. Dort hat er die Einheit „Corporate Solutions“ (Gewerbe- und Firmenkunden) zu unbekannten Höhen geführt; 2023: 678 Mio. Gewinn bei einer Schaden-Kostenquote von 91,7%. Die Swiss Re entwickelte sich zuletzt wieder besser, allerdings haben die direkten Konkurrenten Munich Re und Hannover Re Vorteile, was sich auch im Börsenwert spiegelt.
Das ist dem ehrgeizigen Co-Verwaltungsratspräsident Jacques de Vaucleroy, der am 12. April zum Oberaufseher vorgeschlagen werden wird, ein Dorn im Auge. Wahrscheinlich, dass er hinter dem CEO-Wechsel steckt und im Tandem mit Berger ehrgeizige Wachstumspläne verfolgt. Der Abstand zum Hauptmitbewerber Munich Re war zuletzt gewachsen (s. PLATOW 15.12.).
Doch trotz der komfortablen Spitzenposition im Rückversicherungsmarkt werden auch in München die Karten in der Top-Riege neu gemischt (s. PLATOW v. 12.3.). Siemens-Vorstandschef Roland Busch und der frühere Bundesbankpräsident Jens Weidmann werden aller Voraussicht nach bei der Hauptversammlung am 25. April in den Aufsichtsrat einziehen. Gerüchteweise ist der amtierende CEO Joachim Wenning (59, Vertrag bis 2026) ein Kandidat für die Nachfolge des amtierenden Aufsichtsratschef Nikolaus von Bomhard (67) für 2029. Vielleicht auch schon vorher. mv