Expo Real 2024 – Die Realität zieht ein
Quantitativ dürften die Regionalstände mit ihren Unternehmenstischen den Hauptteil der Aussteller stellen. Hinsichtlich der Besucher fiel am ehesten das gestiegene Durchschnittsalter auf. Die klassische Motivations-„Kinderlandverschickung“ zur Expo Real fiel wohl bei vielen Unternehmen aus. Die Anzahl der Besucher dürfte laut Branchenmeinung ebenfalls um die 4% unter den 40.000 im Vorjahr liegen.
Die Expo Real machte wieder den Eindruck einer Arbeitsmesse. Effizienz und Zielorientierung der Gespräche wurden durchweg gelobt. Projekte wurden konkretisiert. Für PLATOW blieb lediglich offen, inwieweit sich die Branche nicht in Gesprächen selbst beschäftigt, weil sie ja nichts anderes zu tun hat. Auffällig war der gefühlt hohe Anteil der ESG-Spezialisten. Der Blick auf die drei Messen seit der Zinswende 2022 zeigt drei Stimmungsphasen auf. Die Expo 2022 startete noch mit der Realitätsverweigerung der Effekte der Zinsexplosion auf Bestandsbewertungen, Projektentwicklungen und mögliche Exits. PLATOW zeigte Ihnen das damals bereits auf und rechnete Bewertungseffekte vor, während die Branche noch über „sich findende Märkte“ und fehlende Vergleichsdeals schwadronierte. 2023 fielen die Matadore in ein breites Stimmungstief. Dieses Jahr, 2024, setzte sich eine differenzierte Betrachtungsweise durch. Wohnungsmangel pusht die optimistische Einschätzung der Wohnungsinvestoren. Privatkäufer finden sich mit der Zinssituation ab. Die Planungssicherheit der Entwickler hat sich stabilisiert. Das Drama bleibt aus. Bestandshalter sitzen bei Vollvermietung vieles aus bis sich die Mietentwicklung der Bewertung angepasst hat.
Bei Logistik stimmt der Nutzermarkt, lediglich die Preise bzw. Multiplikatoren sind implodiert. Handel kommt wieder zurück. Viele Nischenmärke wie Gesundheit und Pflege schwächeln noch. Für das kommende Jahr wird noch mit einer Reihe von Insolvenzen gerechnet. Die Verbände lieferten bei Klara Geywitz ihren üblichen Forderungskatalog ab, während wohl auch akzeptiert wird, dass sich die Bauministerin redliche Mühe gegeben hat und wohl die letzten Monate auch noch geben wird.
Sorgen-Assetklasse bleibt aber Büro, macht Peter Axmann, Bereichsleiter Immobilienkunden bei der HCOB, deutlich. Positiver sieht das Victor Stoltenburg, Einkaufschef der Deka, der fünf Jahre bei deutschen Büros nicht mehr zum Zuge kam, gegenüber der „IZ“. Jetzt, da die Preise heftig von 35-fach auf 20-fach gefallen seien, gebe es wieder ein Einstiegsniveau. Für PLATOW bleiben aber noch generelle Fragen zur Bestandswirkung offen.
Trotz der insgesamt positiven Stimmung regt sich auch Kritik an der Messe, wie „IZ“-Journalist Alexander Heintze aus Backgroundgesprächen schildert. Nochmals erhöhte Preise für Stände und Tickets, fehlende Flexibilität der Messeleitung und Frust über fehlenden Anschluss an aktuelle Themen wie die Digitalisierung waren wichtige Punkte. Die aktuelle Situation der Branche sei der Messe egal. Erschreckend sei, dass viele Aussteller regelrecht Angst vor der Messe München als Veranstalter der Expo Real hätten. Abhängigkeit und Furcht davor, bei zu expliziter Kritik einen guten Standplatz zu verlieren, seien spürbar. Selbst große Aussteller dächten darüber nach, ob die Expo Real noch die richtige Plattform für sie sei. In den Corona-Jahren hatte das PLATOW-Team für eines der prominentesten deutschen Unternehmen selbst Gespräche mit dem Expo-Management geführt. Fazit: Aus der Branchenmesse ist eine Cash Cow geworden.