Immobilien-Messe

Expo Real 2024 – Zum Abschluss ein Erfolg

PLATOW hatte die diesjährige Expo Real im Vorfeld eigentlich eher als Pflichtveranstaltung gesehen. Am Ende war sie dann doch informativer und positiver als erwartet und hat vor allem Spaß gemacht. Das lag sicherlich auch an der fehlenden Motivationsverschickung der jungen Talente die das Messebild vor Corona eher optisch prägten.

Party gab es zwar trotzdem, aber vor Kostenhintergrund dominierten der Arbeitsaspekt und die eigene Stimmungsfindung. Die drei „Expo-Phasen“: 2022 Verdrängung, 2023 Depression, 2024 Ausdifferenzierung der Perspektiven in den Assetklassen und diejenigen Matadore, die die neuen Chancen noch nutzen können, stellten wir Ihnen vergangene Woche vor. Das bestätigte sich.

Inzwischen liegen die endgültigen Zahlen vor. Die Schlussmeldung der Expo Real 2024 berichtet von 40.000 Teilnehmern aus 75 Ländern und Regionen sowie 1.778 Ausstellern aus 34 Ländern. Das dürfte leicht unter Vorjahr liegen. Aufgrund der langen Vorlaufzeiten wird erst die nächste Expo Real die echte Branchensituation spiegeln. Zum Vergleich: Auf die Expo Real 2019, der letzten „normalen“ Messe vor Corona und dem Ukraine-Überfall, kamen 46.747 Teilnehmer aus 76 Ländern. Mehr als 2.190 Unternehmen aus 45 Ländern stellten aus. Aus PLATOW-Sicht sind die „40.000“ eine Marke, die reicht. 2019 ging im Hype der selbstlaufenden Märkte der Nullzinsphase der „gesunde Immobilienverstand“ in Quantität unter. Der Markt heilte jedes Ankaufsungeschick. Diesmal nahm die Seniorität deutlich zu. Das hob die Stimmung. Denn die erfahrenen Matadore waren meist nicht irreal auf den Zins-Hype aufgesprungen. Die Deka etwa hatte seit fünf Jahren kein Büro mehr gekauft.

Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München, zieht Bilanz: „Die sehr erfreulichen, stabilen Teilnehmerzahlen auf der diesjährigen Expo Real unterstreichen die Bedeutung der Messe für die Immobilienbranche. Trotz der nach wie vor schwierigen wirtschaftlichen Lage ist eine leichte Zuversicht zu spüren. All dies stimmt mich zuversichtlich, dass die Branche die aktuelle Phase erfolgreich meistern wird.“ Mit diesem Durchhalte-Statement „auf Regen folgt Sonnenschein“ kann man sicherlich in einem der noch reichsten Länder der Erde mit 80 Mio. Wohnungsnutzern und über 45 Mio. Beschäftigten nicht viel falsch machen.

Was sollen die Überlebenden die Branche auch anderes machen, als Optimismus zu verbreiten. Schließlich müssen die in Immobilien oft überallokierten institutionellen Investoren derzeit ihre Wunden eines zu teuren Einkaufs, der von der Aufsicht verlangten Bewertungsanpassungen sowie den in den nächsten Jahren auslaufenden Mietverträgen und Finanzierungen lecken. Gleichzeitig müssen sie sich auf den Gamechanger oft nicht rechenbarer ESG-Sanierungsmaßnahmen vorbereiten. Die Frage bleibt eher, wer die Rechnung der Fehler des Hypes bezahlt. Das dürften ganz oft Fondsanleger, Versicherte oder der Steuerzahler sein, wie die aktuellen kommunalen Rettungskäufe deutlich machen.

Mit Blick auf die Politik hielt sich die Kritik an der Bauministerin Klara Geywitz in Grenzen. In einer Koalition, die von Kompromiss-Petitessen lebt, bleibt der große Wurf eines neuen „Fördergebietsgesetzes“ mit massiver steuerlicher Verschiebungschance, die sich schon nach Monaten durch die Mehrwertsteuer alleine rechnen würde, aus. Geywitz leidet weniger an ihrer Arbeit als an dem irrealen Wahlkampfversprechen von jährlich 400.000 neuen Wohnungen.

PLATOW hat sich auf der Expo Real zur Rückversicherung der eigenen Skepsis in Bezug auf immobilienwirtschaftliche und volkswirtschaftliche Rahmendaten mit Hanspeter Gondring, einem der erfahrensten Immobilien-Volkswirte, zum vorgeführten Branchenoptimismus besprochen. Für Gondring hat die Immobilienwirtschaft die Lage noch nicht richtig verstanden. Auch bekannte „Researcher“ meinten, die Immobilienbranche wäre eine eigene Insel der Glückseligen. Das berücksichtige nicht die massiven volkswirtschaftlichen Probleme. Die würden in ihrer Bedeutung oft nicht publik werden. Die Forschungsinstitute müssten sich zurückhalten, weil sie nie vergessen, wer sie letztlich bezahlt. 2024 wird das zweite Jahr in Folge mit Negativwachstum. 2025 werde auch nicht besser. Deutschland habe kein konjunkturelles, sondern ein hartnäckiges, strukturelles Problem Es werde in der Immobilienwirtschaft auch noch zu einer „zweiten Pleitewelle“ kommen, erwartet Gondring.

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