Immobilienwirtschaft verliert Glauben an neue Regierung
Große Hoffnungen hatte die Immobilienwirtschaft in die neue Bundesregierung gesetzt. Doch ausgebliebene Reformen sorgen für Ernüchterung. Das zeigt auch der ISI-Stimmungsindex.

Die Hoffnungen der deutschen Immobilienwirtschaft zum Regierungswechsel haben sich bisher nicht erfüllt. Projektentwickler sehen sich besonders betroffen. Das zeigt die aktuelle Herbstbefragung des Immobilienstimmungsindex ISI für das dritte Quartal. Der ISI wird vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Kooperation mit dem ZIA ermittelt. Die insgesamt unbefriedigende politische und gesamtwirtschaftliche Lage drücke auf die Stimmung, moniert ZIA-Präsidentin Iris Schöber. Die Bundesregierung packe die Probleme nicht entschlossen genug an. Nicht einmal ein Drittel der befragten Unternehmen ist zufrieden. Bezüglich des Wohnungsbau-Turbos erwartet nur jeder Zwanzigste (5%) der Befragten, dass das Gesetz in seiner jetzigen Form den Wohnungsmarkt entspannen wird.
Bei Büroimmobilien ist die Stimmung dramatisch eingebrochen. Die Geschäftslage liegt nun bei nur noch 11,9 Punkten (-21,4 Zähler). Die Erwartungen landen bei 27,4 Punkten (+2) und das Immobilienklima stürzt um -9,8 Punkte auf nur noch 19,5 Zähler ab. Die zunehmend schwächere Arbeitsnachfrage wirke sich mittlerweile auch auf die Dienstleister als wichtigste Nachfrager auf dem Büromarkt aus.
Ernüchterung über ausgebliebene Reformen
Hinzu kommen für PLATOW noch die schon vor drei Jahren herausgearbeiteten großen Wellen im Bürosegment, die mit der konjunkturellen Lage nichts zu tun haben, sondern zu Niveautransformationen der Nachfrage und der Preise führten oder noch führen werden. Das neue Zinsniveau und die immer noch virulenten ESG-Herausforderungen führen zu Bewertungsänderungen und hinterlassen Stranded Assets und NPLs. Homeoffice und KI haben noch ungeklärte, aber sicherlich nicht positive Nachfrage-Effekte. Konzern- und Mittelstandsflucht sowie anhaltend sinkende relative Wettbewerbsfähigkeit in der Industrie führen zu weiterer Investoren-Unsicherheit.
Bei Wohnimmobilien sind die Geschäftslage um -2,6 Punkte auf 31,4 Zähler und die Erwartungen um -9,2 Punkte auf 17,4 Punkte gesunken. Das Immobilienklima liegt nur noch bei 24,3 Punkten (-6). Unternehmen sind enttäuscht über ausgebliebene Reformprojekte und Vereinfachungen beim Bauen und Sanieren.
Projektentwickler sehen besonders schwarz
In der Projektentwicklung ist die Geschäftslage mit -7,6 Punkten wieder ins Negative gerutscht (-24,5 Punkte). Die Erwartungen verschlechterten sich auf 30,2 Punkte (-11,2 Zähler) und das Immobilienklima auf 10,5 Punkte (-18,4). Mehr als 100 Tage nach dem Start der neuen Bundesregierung zieht die Immobilienwirtschaft eine ernüchternde Bilanz