Umfrage

Institutionelle Investoren wittern attraktive Einstiegspreise in Deutschland

Deutschland rückt wieder ins Blickfeld institutioneller Investoren. 38% der von Universal Investment Befragten sehen niedrige oder faire Einstiegspreise. Doch es gibt einen Verlierer.

Werner Rohmert,
Frankfurter Skyline bei Nacht (Helaba, Commerzbank)
Frankfurter Skyline bei Nacht (Helaba, Commerzbank) © Platow: Leon Grüttner

Seit 14 Jahren befragt der Fonds-Dienstleister Universal Investment institutionelle Investoren zu ihrem Anlageverhalten und ihren Markterwartungen. Erkennbar seien ein positiverer Marktausblick und ein deutlicher Trend zu Europa. Das ist jedoch aus PLATOW-Sicht kein Hexenwerk, da nach ansatzweise totaler Abstinenz und bewertungstechnischem Wundenlecken eine partielle Rückkehr der Institutionellen unausweichlich ist. Schließlich bleibt Deutschland auch ohne aktuelles Wachstum immer noch die größte Volkswirtschaft in Europa, die strukturelle Aufgaben lösen muss, obwohl bremsende Teile der Politik die ernsten Zeichen der Zeit noch nicht erkannt haben. Der durchschnittliche Immobilienanteil in den Portfolios der teilnehmenden Pensionseinrichtungen, Versicherungen, Kreditinstitute und Unternehmen aus Deutschland mit insgesamt 69 Mrd. Euro im Gesamtportfolio liegt bei 26% und der von Infrastruktur bei 7%. Beide Anteile sollen in den kommenden zwölf Monaten unverändert bleiben.

Einigkeit der Investoren besteht darin, dass für alle Assetklassen die Einstiegspreise seit der Zinswende deutlich attraktiver geworden sind. Für Deutschland sehen 38% der Befragten die Preise als niedrig oder fair an (Vorjahr: 18%) und nur noch 48% als hoch, aber noch akzeptabel (Vorjahr: 65%). Für unakzeptabel halten in Deutschland die Preise nur noch 14% der Befragten. Das restliche Europa wird noch positiver gesehen. Rund 50% der Teilnehmer sehen die Preise als niedrig oder zumindest als fair an (Vorjahr: 29%). Der Rest wartet eher noch ab. Überhöhte Preise sieht in Rest-Europa keiner der Umfrageteilnehmer mehr. Für das nächste Jahr sieht die Mehrheit der Umfrageteilnehmer (59%) steigende Immobilienpreise in Deutschland. Für das übrige Europa erwarten dies 61%.

Büroanteil soll deutlich sinken

Büroimmobilien drohen ihre Dominanz in den Immobilien-Portfolios verlieren. Nach den Plänen der Investoren soll ihr Anteil von aktuell knapp 37 auf 27% absinken. Im Gegenzug soll der Wohnimmobilien-Anteil von derzeit 21 auf 26% steigen. Der Anteil der Nutzungsarten Logistik und Einzelhandel bleibt weitgehend stabil. Bei neueren Nutzungsarten können sich die Befragten vor allem ein Investment in Gebäude der öffentlichen Hand, wie etwa Schulen, Kindergärten oder Behörden (41%), sowie in Rechenzentren (37%) vorstellen. ESG bleibt nach wie vor für rund 72% der Befragten Schlüsselthema. Künstliche Intelligenz wird zwar von 90% als wichtig erachtet, jedoch bislang nur von 30% genutzt.

Aktuell befinden sich 63% des Immobilienportfolios in Deutschland und 26% im europäischen Ausland. Der Anteil von Nordamerika und Asien/Pazifik liegt bei jeweils rund 4%. Bei den Neuinvestitionen liegt der Fokus auf Deutschland mit 55% und dem übrigen Europa mit 32%. Das unterstreiche den Homebias, so Kurt Jovy, Head of Real Estate bei Universal Investment. In das erhöhte Interesse an alternativen Investments und Immobilien mischen sich zunehmend Infrastrukturinvestments in den Portfolios. Knapp 14% der Befragten haben Immobilien und Infrastruktur bereits etwa gleichgewichtet.

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