Combine Consulting

Mythos Bürorückkehr

Immer mehr Unternehmen drängen auf eine Rückkehr ins Büro. Doch die Büro-Anwesenheit pendelt stabil zwischen 40 und 50%, so das Beratungshaus Combine. Das sind die Gründe.

Werner Rohmert,
Großraumbüro
© AdobeStock

Die inzwischen oft propagierte Rückkehr ins Büro, die viele Maklerhäuser und Unternehmen auch mit Vorgaben einfordern, könnte in einem Teufelskreis gefangen sein. Die Anwesenheit in deutschen Büros pendelt sich stabil zwischen 40 und 50% ein. Die Werte von vor 2020 werden weiterhin nicht erreicht, berichtet Combine Consulting, ein Beratungsunternehmen für Workplace-Strategy. Bereits 2023 hatte Combine eine durchschnittliche Büroauslastung von rund 41% gemessen. Selbst an stark frequentierten Tagen wurde die 50%-Marke selten überschritten. Montag und Freitag haben sich als Homeoffice-Tage etabliert. Die Auslastungen der Besprechungsräume von im Mittel nur rund 10% und der Gemeinschaftsflächen von etwa 3% zeige, dass das volle Potenzial der oft vielfältigen Raumangebote nicht ausgeschöpft werde.

Es ergebe sich immer wieder ein ähnliches Muster, resümiert Combine-Geschäftsführer Hendrik Grempe. Viele Mitarbeiter kämen gerne ins Büro, weil ihnen der Austausch wichtig sei. Dort erlebten sie dann aber oft, dass kaum jemand da sei oder sie trotzdem den ganzen Tag in Videocalls sitzen müssten. Also kämen sie seltener. Das ergebe dann einen klassischen Kreislauf sinkender Präsenz. Die Kommunikation verlagert sich stark ins Digitale. Spontane Begegnungen bleiben die Ausnahme, so die Studie.

Videokonferenzen statt persönlicher Austausch

Das belegt im Backgroundgespräch auch Hanspeter Gondring, Gründer der ADI Akademie der Immobilienwirtschaft an der DHBW Stuttgart. Bis vor Kurzem sei es Strategie gewesen, Studenten durch kostspielige, bundesweite Präsenzangebote ein Studienerlebnis zu bieten. Die Reaktion darauf sei zunehmend gewesen, dass die Information über Video und Lernmaterialien als effizienter eingeschätzt und Präsenz eher als lästig empfunden werde. Beim Weiterdenken des Themas Ausbildung wird aus PLATOW-Sicht KI zukünftig eine stark zunehmende Rolle spielen. Für die Präsentation des Standard-Ausbildungsstoffes bedarf es keiner durchschnittlichen Professoren mehr, sondern nur noch einiger „Leuchttürme“. Standardwissen kann KI in wenigen Jahren besser, einheitlicher, reproduzierbarer und interessanter vermitteln.

Auch die Combine-Zahlen belegen, Präsenzzeit wird zu häufig für Einzel- und Videoarbeit genutzt, anstatt für den persönlichen Austausch. Gerade der mache aber den eigentlichen Mehrwert des modernen Büros aus. Der Kreislauf abnehmenden Interesses müsse gebrochen werden, so Grempe. Wenn mehr Kollegen gleichzeitig anwesend seien, entstehe mehr Interaktion. Die Zahlen zeigten aber klar, dass hybrides Arbeiten kein vorübergehendes Phänomen ist, sondern eine neue Normalität mit zwischen 40 und 50% Anwesenheit.

Präsenz braucht erkennbaren Mehrwert

Präsenz sei kein Selbstzweck. Sie brauche einen erkennbaren Mehrwert durch gemeinsame Rituale, echte Projektarbeit, Mentoring und schnelle Entscheidungen. Um wichtigen persönlichen Austausch zu fördern, müssten Unternehmen in Räume investieren, die Interaktion ermöglichten. Ziel seien Formate, die Menschen zusammenbringen.

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