Offene Immobilienfonds – Zweifel an Zukunftsfähigkeit wachsen
Mit rund 300 Teilnehmern, davon circa 200 erfahrene Bewerter vor Ort erwies sich die BIIS-Jahrestagung Immobilienfonds 2024 wieder als Pflichtveranstaltung der Branche. Trotz des ausführlichen Zahlenmaterials blieb dennoch der Kick eines „Aufbruchs in eine neue Zeit“ aus.
Die Bewerterspezies befindet sich merkbar in einem Zwiespalt. Nach wie vor fehle eine repräsentative Anzahl von Vergleichsdeals. Für eine klare Marktzustandsansage, sei die Bewertung zu stark einzelfallabhängig, so der Tenor der Referenten. Generelle Aussagen, inwieweit die aktuellen Bewertungen die Markt- und Zinsentwicklung schon voll berücksichtigten, seien noch nicht möglich, so BIIS-Vorsitzender Tobias Gilich auf die PLATOW-Frage.
Björn Drescher von Drescher & Cie. zeigte sich in seinen Einleitungsstatements zur „Elefantenrunde“ der Geschäftsführer der offenen Immobilienfonds auch eher zurückhaltend bei der Beurteilung der aktuellen frohen Vertriebsbotschaften der Branche. Eine erneute Cash-Burn-Rate, vergleichbar zu 2016 mit 20 bis zu über 60% Eigenkapital-Verlust, die aus Bewertungserfordernissen resultieren könne, werde der Anlegermarkt nicht verzeihen. Seit inzwischen acht Monaten in Folge zögen die Anleger Geld von offenen Immobilienfonds ab. Gleichzeitig sende die Krise am US-Gewerbeimmobilienmarkt Schockwellen bis nach Deutschland, die trotz aller Unterschiede die Regulierer alarmiert hätten.
Brandaktuell liefert die Ratingagentur Scope nach, dass die 1-Jahres-Performance der offenen Immobilienfonds per Ende April durch Wertkorrekturen auf 0,5% geschrumpft ist und für das Gesamtjahr 2024 leicht negative Renditen zu erwarten seien. In seinem Fazit sieht Drescher derzeit das Produkt Immobilienfonds im Multi Asset-Vertrieb als nur von sehr geringer Bedeutung. Es entstünden wachsende Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des Modells offene Immobilienfonds. Im Hype erzielten die offenen Immobilienfonds lediglich 2% bis etwas mehr als 3% BVI-Rendite p. a. inklusive Ausschüttung und Bewertung. Jetzt geht es laut Scope bergab. Woher sollen in Zukunft die erwarteten, stabilen 2 bis 3% Returns kommen und wie sollen die bei gleichen Staatsanleiherenditen wettbewerbsfähig sein?