Wie KI die Immobilienwirtschaft erobert
Auch in der Immobilienwirtschaft wächst die Bedeutung von KI rasend schnell, wie eine aktuelle JLL-Studie zeigt. Doch bei der Umsetzung tut sich die Branche noch schwer.

Es ist schon interessant, wie sich die Immobilienwirtschaft auf die eigenen KI-Anwendungen fokussiert, statt sich gleichermaßen auf die Markt-Perspektiven zu konzentrieren und diese in ihre Kundenberatung aufzunehmen. Dabei wäre es recht einfach, von den eigenen Anwendungsperspektiven ausgehend auf die Zukunftsnachfrage z. B. von Büros zu schließen. Aber es ist wohl zu viel verlangt, von einem Immobilien-Spezialisten die Prognose einer deutlichen Bedarfsminderung zu erwarten. Schließlich haben die großen Maklerhäuser wie JLL über eine Dekade die institutionellen Anleger mit zinsgetunten Büroimmobilien in einem mit Heroin aufgeputschten Markt zu aus heutiger Sicht überteuerten Konditionen mit Büros vollgepumpt. Der Begriff „Heroin im Markt“ stammt nicht von PLATOW, sondern vom damaligen JLL-Investmentchef.

Im Übrigen ist auch die rasante Zunahme von KI-Anwendungen seit 2023 in der JLL-Studie kein Research-Hexenwerk. Schließlich wurde ChatGPT gerade vor ziemlich genau drei Jahren, am 30.11.2022, vorgestellt. Interessant ist es dennoch. Während die PLATOW-Prognosen aus den 90er-Jahren, direkt nach Freigabe des World Wide Web am 30.4.1993, zu den erwartbaren dramatischen Auswirkungen des Internet insbesondere auf Handel, Büro und Logistik je nach Assetklasse zwischen 10 und 20 Jahren mit den Katalysatoren iPhone und Corona brauchten, um Realität zu werden, dürfte Künstliche Intelligenz (KI) in einer bisher nicht gekannten Rasanz einen möglichen sechsten Kondratieff-Zyklus dominieren. Das erwartet Hanspeter Gondring im PLATOW-Backgroundgespräch. Auf jeden Fall aber wäre eine „Es wird nicht so heiß gegessen“-Einstellung unternehmerisch grob fahrlässig.
Deutschland vorn
KI erobert laut einer aktuellen JLL-Studie die Immobilienwelt in Rekordgeschwindigkeit. Experimentierten vor zwei Jahren lediglich 5% der weltweit befragten Immobilienentscheider mit KI, haben im Jahr 2025 bereits 92% KI-Anwendungen implementiert oder planen dies noch in diesem Jahr. In Deutschland liegt die Quote sogar bei 93%. Das zeigt der aktuelle „Global Real Estate Technology Survey 2025″ von JLL, für den mehr als 1.000 Verantwortliche für das Corporate Real Estate Management in 16 Märkten befragt wurden, darunter 81 aus Deutschland. Zusätzlich nahmen weltweit etwa 500 Immobilieninvestoren aus 15 Märkten an der Befragung teil, davon 40 aus Deutschland.
Die Immobilienbranche befindet sich nach Ansicht von Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany, am Beginn einer grundlegenden Transformation durch KI, die mit den industriellen oder digitalen Revolutionen vergangener Jahrzehnte vergleichbar sei. Der Stellenwert werde durch die Budgetplanung untermauert. Die fünf wichtigsten Budgetpositionen seien ausnahmslos KI-bezogen. Strategische KI-Beratung, Cybersecurity-Upgrades, digitale Infrastruktur für KI, Modernisierung veralteter IT-Systeme und KI-Pilotprojekte stehen ganz oben auf der Agenda. Die meisten KI-Projekte zielen auf datenbasierte Arbeitsabläufe, Portfoliooptimierung und Energiemanagement.
Nur 5% haben ihre KI-Ziele erreicht
Weniger stark im Fokus stehen die Bereiche Mitarbeiterzufriedenheit, Mietmanagement und individuelle Produktivitätsgewinne. Dennoch zeigt sich trotz des hohen Engagements eine deutliche Kluft zwischen Ambition und Realität. Lediglich 5% der Befragten sehen ihre KI-Ziele als „größtenteils erreicht“ an. Knapp die Hälfte sieht sich auf halber Strecke. Ein Fünftel hat noch gar keine Erfolge vorzuweisen.