CORENET GLOBAL

Wie teuer ist Bauen in Deutschland wirklich?

Zu teuer und zu viel Bürokratie. Deutschland hat in den vergangenen Jahren stark an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Darunter leidet auch die Immobilienbranche.

Werner Rohmert,
Eine Hochtief Brückenbaustelle
Eine Hochtief Brückenbaustelle © Hochtief

Deutschlands Wirtschaft und mit ihr die Immobilienbranche steht unter Druck. Der „Mastertalk #36″ von CoreNet Global (CNG), der weltweit führenden Vereinigung von Corporate Real Estate-Managern, analysierte die immobilienwirtschaftliche Perspektive mit Blick auf die Standortkosten und Wettbewerbsfähigkeit und stellte die entscheidende Frage: „Wie teuer ist Deutschland wirklich?“ Steigende Bau- und Betriebskosten, langsame Genehmigungsverfahren und schwindende internationale Wettbewerbsfähigkeit belasteten Unternehmen und Investoren. Thomas Glatte, Professor an der Hochschule Fresenius, sieht das nicht als politische Diskussion, sondern als sachliche Analyse. Steffen Skopp, Director bei Deloitte Consulting, zeigte auf, dass Deutschland bei der Wettbewerbsfähigkeit laut „IMD World Competitiveness Ranking“ in den vergangenen Jahren kontinuierlich von Platz 15 (2022) auf Rang 24 (2024) durchgereicht wurde. In den kommenden fünf Jahren würden viele Unternehmen eher in Nordamerika, anderen europäischen Ländern oder Asien investieren, so Skopp.

Kostensteigerung bei Büro unter Inflationsrate

Ein bedeutsamer Negativfaktor, den auch alle PLATOW-Branchengespräche bestätigen, sei neben den zu hohen Kosten und Steuern die Bürokratie. In Deutschland werde jedes einzelne seriell erstellte Gebäude nach wie vor nach unterschiedlichen Länderregelungen als unikatives Einzelkunstwerk geprüft und genehmigt. Andreas Kühne, Sprecher der Geschäftsführung der Bauakademie Unternehmensgruppe, verweist ergänzend auf die Betriebskostenproblematik mit Wachstumsraten oberhalb der Mietentwicklung und damit steigenden Kostenanteilen von bis zu 25% an der Mietbelastung. Inflation und hohe Lohnabschlüsse seien weitere, aktuelle Kostentreiber. Insgesamt und dies sei eine Leistung der Branche, liege aber die Kostensteigerung bei Büros von 2006 bis heute unter der Inflationsrate.

Für Carola Wehrenberg, Covestro, liegen die größten Herausforderungen für Investitionen in Deutschland in den langen Genehmigungszeiten und hohen Kosten. Ein neuer Bebauungsplan dauere in Deutschland nicht selten zehn Jahre oder länger. Unternehmen könnten nicht so lange warten. Hohe Energiekosten, strenge Regulierungen und eine deutlich geringere Wachstumsdynamik als in anderen Regionen verschärfen das Problem. Vor neuen Investitionsentscheidungen würden bei Covestro die verschiedenen globalen Standorte gebenchmarkt. Da schnitten derzeit die USA und Asien in vielen Bereichen attraktiver als Deutschland ab. Glatte bestätigt den Trend mit Zahlen. Im vergangenen Jahr haben deutsche Unternehmen 120 Mrd. Euro im Ausland investiert, davon 90 Mrd. Euro in der EU. Im Gegenzug investierten ausländische Firmen nur 22 Mrd. Euro in Deutschland.

Abonnieren Anmelden
Zur PLATOW Börse