Nachhaltigkeit

Wissenschaftler fordern Kurswechsel bei Gebäude-Klimapolitik

Die „Initiative Praxispfad CO2-Reduktion im Gebäudesektor“ fordert einen Wandel zu einer am Grenznutzen orientierten Gebäudepolitik.

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ESG Grafik © AdobeStock

In einer wissenschaftlichen Studie der „Initiative Praxispfad CO2-Reduktion im Gebäudesektor“ fordern die Professoren Elisabeth Endres, Manfred Norbert Fisch, Dirk Hebel, Werner Sobek und Dietmar Walberg den Wandel zu einer am Grenznutzen orientierten Gebäudepolitik. In den Jahren 2010 bis 2022 seien insgesamt 545 Mrd. Euro in energetische Sanierungsmaßnahmen in Wohngebäuden investiert worden. Zwar seien in jedem einzelnen Fall Energieeinsparungen eingetreten, die seien aber weit geringer als zuvor berechnet. Im Ergebnis sei sogar statistisch gesehen praktisch keine Energieeinsparung pro qm nachweisbar. Die Verteuerung der Bau- und Sanierungskosten würde lediglich die Mieten hochtreiben. Gleichzeitig würden aus Kostengründen Stoffe verbaut, die ökologisch fragwürdig seien.

Der GdW werde der Initiative beitreten, berichtet Verbandspräsident Axel Gedaschko im Backgroundgespräch. Die Wissenschaftler plädieren in ihrem Gründungs-Manifest für eine nachhaltige, kosteneffiziente und sozial verträgliche Klimapolitik im Gebäudesektor. Die alleinige Fokussierung auf Energieeinsparung/Dämmung sei gescheitert. Nur ein Paradigmenwechsel mit einer reinen Reduzierung von Treibhausgasemissionen im Vordergrund und ohne detaillierte Regulierungskaskaden sei finanzierbar. Mit dem Praxispfad auf eine stärkere Konzentration auf die CO2-Reduktion könnten die im Vergleich zum heutigen Szenario benötigten Fördermittel um fast zwei Drittel gesenkt werden, von jährlich 50 Mrd. auf 18 Mrd. Euro.

Die aktuellen Ansätze, die sich auf umfassende Sanierungsmaßnahmen stützen, seien weder finanzierbar noch besonders klimawirksam. Die Klimapolitik für den Gebäudebereich müsse deshalb von Grund auf überdacht werden. Dafür definiert die Initiative fünf Kernpunkte: 1. Fossile Energieträger müssen zügig durch emissionsarme Technologien wie Wärmepumpen und die Nutzung industrieller Abwärme ersetzt werden. 2. Maßvolle Sanierung soll kostspielige, überzogene Sanierungstiefen ersetzen. 3. Moderne Wärmepumpen seien bereits für teilsanierte (ab EnEV 2002) oder moderat sanierte Gebäude geeignet. 4. Die Einführung eines Emissionsminderungspfads soll unübersichtliche Regelungen ersetzen 5. Neubauten sollen strengen Emissionsgrenzen entsprechen, während der Erhalt bestehender Gebäude die Nutzung grauer Energie maximiere und Abfall reduziere.

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