Geldpolitik

Zentralbanken

EZB – In Sorge um Nachwuchs

Die EZB macht sich offenbar Gedanken über die nächste Generation von Bankenaufsehern. Wie die Notenbank mitteilt, hat sie nun eine Partnerschaft mit der Florence School of Banking and Finance des Europäischen Hochschulinstituts ins Leben gerufen. Das Hochschulinstitut (besteht seit 1972) ist eine zwischenstaatliche Organisation von den Gründungsmitgliedern der Europäischen Gemeinschaften. Das auf vier Jahre angelegte Schulungsprogramm soll bis zu 6 000 Aufseher bei EZB und nationalen Institutionen ausbilden. „Unser Ziel ist es, unsere Aufsichtsbehörden an der Spitze des Berufsfeldes zu halten. Wenn wir es weit bringen wollen, müssen wir zusammenarbeiten“, erklärte Andrea Enria, oberster EZB-Bankenaufseher.

Geldwäsche

Datenschutz bringt Gegenwind für Anti-Geldwäsche-Pläne

Als „wichtiger Teil unserer Identität in Europa“ sollte Bargeld besonderen Schutz genießen, ließ sich der österreichische Finanzminister Magnus Brunner gerade im Wiener „Standard“ zitieren. Etwas weniger wolkig die Gründe, die sein Amtskollege Christian Lindner dafür anführt, dass Deutschland in Gestalt des Finanzministers der EU-weit geplanten 10 000 Euro-Obergrenze für Bargeldzahlungen nicht zustimmen könne: Datenschutz und Privatsphäre.

Hauptverwaltung der Schwäbisch Hall
Bausparkassen

Bausparen – Vor fetten Jahren

Deutschlands zu Beginn des Jahres noch 18 (10 private, 8 öffentliche) Bausparkassen haben magere Jahre hinter sich. Nach Recherchen von IbisWorld, deren Analysten geschäftsmäßig ganze Industrien beäugen, schrumpften ihre Erträge aus Zinsen und Provisionen seit 2017 um jährlich 3,7%. Konkurrierende Banken und Sparkassen gruben den Bausparkassen mit ihrer hohen Liquidität, die sie supergünstig an die Kundschaft weitergaben, das Wasser ab.

Konjunktur

Rezession bremst die Inflation dramatisch aus

Zu einer Abkühlung der Weltwirtschaft, deren Wachstum sich 2023 von derzeit 3,1% (jüngster OECD-Forecast für 2022) fast halbieren könnte, passt kein dauerhafter Preisanstieg. Diese Erkenntnis aus der soeben vorgelegten PLATOW Prognose 2023 mit ihrem „Rezflations-Szenario“ findet immer mehr Befürworter. Am bisher drastischsten fällt der Ausblick der Analysten von Pictet aus. Die für treffsicheren Forecast bekannte Schweizer Privatbank erwartet bis Ende 2023 einen Rückgang der Inflation auf nur noch 3,5%. Die zuvor dramatisch schnell und bis in den zweistelligen Bereich gestiegene Geldentwertung könnte im neuen Jahr also so schnell verschwinden, wie sie gekommen war.

Telekommunikation

Dt. Telekom gibt bei Glasfaser Gas

Mit dem „Netzetag 2022“ der Telekom rückt die quälend lange Genehmigungs-praxis in Deutschland wieder in den Fokus. Der Magenta-Riese zieht beim wichtigen Glasfaserausbau das Tempo an, wie Deutschlandchef Srini Gopalan am Freitag auf der Veranstaltung verkündete. Trotz Krise und Inflation sollen 2023 zwischen 2,5 Mio. und 3 Mio. deutsche Haushalte die schnelle und stabile Festnetz-Verbindung erhalten. 2022 werden sie für 2 Mio. Haushalte verfügbar gemacht. Ziel der Bonner sind über 10 Mio. angeschlossene Haushalte bis 2024, das wären doppelt so viele wie aktuell (5,2 Mio. Anschlüsse per Ende 2022), betonte der Manager.

EZB-Tower in Frankfurt
Zentralbanken

EZB verschiebt Einführung des Sicherheiten-Management-Systems

Wie die EZB am Freitag mitteilte, verzögert sich nun auch der Start des für die Eurozone einheitlichen Eurosystem Collateral Management System (ECMS) auf den 8.4.2024. Ursprünglich sollte das neue Sicherheiten-Management-System am 20.11.2023 eingeführt werden. Zuvor hatte die EZB bereits den Launch des IT-Großprojekts Target2-Migration von Ende November (21.11) auf den 20.3.2023 verschoben. Die EZB begründet die ECMS-Verspätung denn auch mit dem nach hinten geschobenen Target2-Start. So ließen sich die Folgen daraus besser abfedern.

Immobilien

Alarmsignale am Immobilienmarkt häufen sich

Massive Mittelabflüsse haben den US-Finanzinvestor Blackstone genötigt, die Rückzahlungen aus seinem 69 Mrd. US-Dollar schweren Immobilienfonds Blackstone Real Estate Income Trust zu begrenzen. Die Flucht der zumeist sehr wohlhabenden Anleger aus dem Fonds, der vorwiegend in amerikanische Gewerbeimmobilien investiert, gilt denn auch als Alarmzeichen für den US-Immobilienmarkt. Welche enorme Sprengkraft dortige Verwerfungen für das globale Finanzsystem haben kann, hat die große Finanzkrise von 2008/09 eindrucksvoll gezeigt. Ausgelöst wurde die Finanzkrise damals durch das Platzen der Immobilienblase in den USA, die zuvor von der lockeren Geldpolitik der Fed befeuert worden war. Daraufhin kollabierten auch in Europa die heißgelaufenen Immobilienmärkte in Spanien, Irland und Großbritannien. Der deutsche Immobilienmarkt, an dem die Preis-Bonanza vorbeigelaufen war, blieb hingegen weitgehend verschont.

Bankensektor

Pfandbriefbanken – Reutter hört auch beim vdp auf

Nach nur einem Jahr müssen die 45 ordentlichen Mitglieder des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (vdp) auf ihrer Mitgliederversammlung im Juni 2023 schon wieder einen neuen Präsidenten wählen. Diese Entscheidung traf der Vorstand am Donnerstag in Berlin auf einer Sitzung vor Beginn des traditionellen Jahresempfangs der Standesorganisation. Sie wurde notwendig, weil der erst im Mai ins Amt gekommene Georg Reutter vor kurzem damit überraschte, den Vorstandsvorsitz bei der DZ Hyp, dem größten deutschen Pfandbriefemittenten, Mitte des kommenden Jahres niederzulegen. Sabine Barthauer tritt seine Nachfolge an.

Finanzsektor

Banken – Neue Ära nicht für alle

Die schweren Erschütterungen bei Credit Suisse, die der Markt jetzt nur noch mit gut 10 Mrd. Euro bewertet, sind ein Sonderfall und mit eigenem Unvermögen begründet. Die Kreditwirtschaft insgesamt hat das Tal der Tränen wohl hinter sich gelassen. Diese Beobachtung, bezogen auf Deutschland, war bereits einem der letzten Monatsberichte der Bundesbank zu entnehmen. Von einer Verdoppelung des Vorsteuergewinns im vergangenen Jahr war zu lesen und von soliden Kapitalpolstern.

EU-Politik

Italien liegt im Plan

Für den Zusammenhalt des Euro könnten die Gefahren am Vorabend einer allenthalben prognostizierten Rezession größer sein. Aber das Gegenteil ist der Fall. Das liegt am Zustand von Deutschland, dem langjährigen Musterknaben der Zone, aber auch von Italien, eines der schwächsten Mitglieder der 19 Staaten umfassenden Gemeinschaft mit einheitlicher Währung.

Internetkommerz

Handel – Keine Besserung wegen „Inflationssense“

Mit den historisch düsteren Konsumaussichten zu Beginn des vierten Quartals (GfK-Konsumklimaindex Oktober: -42,5 Punkte, Inflation +10,4%) hatte es sich eigentlich angekündigt. Der herbe Umsatzknick der Einzelhändler im Oktober überraschte Analysten dann aber doch. Um 2,8 (nominal 1,7)% ging es im Vergleich zum September runter, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Erwartet worden war ein Minus von 0,6%. Zum Vorjahr stehen abzüglich der hohen Preissteigerungen dagegen -5 (nominal +6,2)% zu Buche. 

Zahlungsanbieter

Klarna – Fragwürdiger Optimismus

Der schwedische Bezahldienstleister Klarna gilt nach wie vor als eines der wertvollsten europäischen Fintechs, auch wenn die Bewertung im Jahresverlauf enorm eingebrochen ist (44 Mrd. auf 6,4 Mrd. Euro). Zuletzt geriet Klarna wegen seiner Anreize zur Verschuldung von Konsumenten durch das „Buy Now Pay Later“ (BNPL)-Modell stark in die Kritik.

USA Flagge in Manhattan
US-Politik

US-Zinsen – Gipfel im Nebel

Fed-Präsident Jerome Powell hat bestätigt, dass die US-Währungshüter bereits auf ihrer nächsten Sitzung am 14.12. das Tempo bei ihren Zinserhöhungen drosseln könnten. Nach vier Jumbo-Zinsschritten um jeweils 0,75 Prozentpunkte in Folge, dürfte sich die Fed somit im Dezember mit einer Anhebung um „nur“ noch 0,5 Prozentpunkte zufriedengeben. Auch wenn Powells Ankündigung keine Überraschung war, schien die Börse, die zunächst in einen Kursrausch verfiel, geradezu nach diesem  Signal zu lechzen.

Wohnungsunternehmen

LEG passt Strategie der neuen Zinssituation an

Mit rund 30 Immobilienfachjournalisten und einigen geladenen Gästen traf sich die Szene in Berlin zur traditionellen Wintertagung des immpresseclub, der Arbeitsgemeinschaft deutscher Immobilienjournalisten. PLATOW Immobilienspezialist Werner Rohmert, seit 2004 Vorsitzender, äußerte gleich zu Beginn seine Sorgen. Trotz langer Erfahrung in der Beratung von Unternehmen auf Vorstandsebene habe er mit Blick auf eine Reihe von Immobiliengesellschaften keine Vorstellung, wie diese angesichts zinsinduzierter Teufelsspirale über die nächsten Jahre zu bringen seien. Auch bei den großen Bestandshaltern von Mietwohnungen sei zu berücksichtigen, dass die hohe Inflation bei den Nebenkosten und an der Supermarktkasse Mieterhöhungspotenziale begrenze.

DAX

Regulierung – Auf der Suche nach dem richtigen Hebel

Die Grundsatzfrage kam aus dem Publikum, als Bayer-Aufsichtsratschef und Deutsche Bank-AR-Vize Norbert Winkeljohann auf der Regulierungskonferenz der Frankfurt School seine Ideen präsentiert hatte. Wenn der AR zum ESG-Treiber werden und nicht mehr nur die Interessen der Aktionäre, sondern auch die der übrigen Stakeholder im Blick haben muss, wie organisiert er seine Informationsgrundlagen? Schließlich beeinflussen die erhobenen Daten zu diversen ESG-Kennzahlen nicht nur die Vorstandsgehälter, sondern mittelbar auch den Unternehmenswert. Ob es nicht inzwischen eine „Tendenz zur Übergenauigkeit“ gebe, fragte Christian Strenger, Corporate-Governance-Pionier und selbst Ex-AR bei Evonik, Metro u. a. weiter; ob es Sinn mache, immer filigranere Detailkriterien zu entwerfen, noch dazu auf dynamischer Basis, statt einfach Sinn und Zweck von ESG vor Augen zu behalten?

EU-Institutionen

Kommt die AMLA nach Frankfurt?

Vielleicht hat es ja noch sein Gutes, dass die Standortentscheidung für die European Banking Authority (EBA) 2017 nicht zugunsten von Frankfurt ausging. Eigentlich hätte das Argument, die Bankenaufseher von EBA und EZB in unmittelbarer Nähe zueinander anzusiedeln, damals schon schlagkräftig genug sein müssen, zumal auch die Versicherungsaufseher (EIOPA) und der Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) gleich nebenan sitzen. Trotzdem machte am Ende Paris das Rennen um die rd. 200 Mitarbeiter starke Behörde.

Investment

Crowdinvesting – Hohes Risiko, aber gutes Feeling

Die Neobank Tomorrow hat es das dritte Mal getan, für das Schokoladen-Startup Nucao ist die geplante Runde im Dezember das zweite Mal: Die Kapitalaufnahme mittels Crowdinvesting. Diese Finanzierungsform glich in den Anfängen klassischem Fremdkapital (Darlehen), hat sich mittlerweile jedoch zum waschechten Eigenkapitalinstrument gewandelt, sagt Gregor Dorfleitner, Professor für Finanzierung an der Universität Regensburg. Tomorrow hat die Genussrechte tokenbasiert ausgegeben, dadurch komme man dem „echten“ Wertpapiercharakter näher. Der Sekundärmarkthandel ist ohne Weiteres möglich.

Nord/LB-Zentrale in Hannover
Bankensektor

Nord/LB – Es geht aufwärts

Der seit Anfang des Jahres amtierende Nord/LB-Chef Jörg Frischholz wollte das Ergebnis im laufenden Gj. eigentlich ausbauen, wie er im April selbstbewusst ankündigte. Die Neunmonatszahlen wecken daran Zweifel: Das Konzernergebnis nach Steuern sank um 71% z. Vj. auf 37 Mio. Euro. Bewertungseffekte aufgrund der Zinswende hätten der Landesbank einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Risikovorsorge hat die Bank mehr als verdoppelt (v. 42 Mio. auf 97 Mio. Euro), was den Aufsehern gefallen dürfte. Erst letzte Woche warnte Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling davor, Risiken in den Kreditbüchern durch die erwartete Rezession zu unterschätzen (s. PLATOW v. 25.11.).

Immobilien

Adler Group – Verzweifelte Suche nach Abschlussprüfer

Die ums Überleben kämpfende Adler Group gehört mit ihren derzeit noch ca. 27 000 Wohnungen nicht einmal zu den Schwergewichten am Immobilienmarkt. Gleichwohl schafft es die Gruppe mit ihren Negativschlagzeilen regelmäßig in Massenmedien wie die „Tagesschau“ und die „Bild-Zeitung“. Seit Wirecard wiegen angebliche Bilanzverstöße bei an der Börse gelisteten Unternehmen verdammt schwer. Der aktivistische, britische Investor Fraser Perring hatte solche Vorwürfe in Bezug auf Adler erstmals im Mai nicht ganz uneigennützig öffentlich gemacht. Die geläuterte Finanzaufsicht BaFin, aber auch die Wirtschaftsprüfer von KPMG, agieren seit dem Wirecard-Skandal gründlicher und mit harter Hand, was Adler direkt zu spüren bekam. Die BaFin kreidete dem Unternehmen falsche Angaben in der Bilanz 2019 an, wogegen der Immobilienkonzern aber gerichtlich vorgeht, und KPMG verweigerte das Bilanztestat 2021.

Mikrofon (Symbolbild)
Social Media

Clubhouse – Bruchlandung nach coronabedingtem Höhenflug

Es gibt Apps, deren Beliebtheit so schnell wieder schwindet, wie sie gekommen ist. Ein Paradebeispiel ist Clubhouse, Audiokonferenz-Plattform aus den USA, die hierzulande Anfang 2021 einen plötzlichen Hype erlebte. Nicht nur Privatleute tauschten sich über gemeinsame Interessen aus oder diskutierten über politisches Geschehen. Auch Firmen wussten Clubhouse als Employer-Branding- und Marketing-Kanal zu nutzen.

Abonnieren Anmelden
Zur PLATOW Börse