Geldpolitik

Tobias Neufeld, LL.M.
Drei Fragen an ...

Was ändert sich mit dem BAG-Urteil zur Arbeitszeiterfassung, Herr Neufeld?

Als das Bundesarbeitsgericht (BAG) im September ganz nebenbei eine Arbeitszeiterfassungspflicht für den Arbeitgeber feststellte, sahen viele gleich das Ende flexibler Arbeitszeitmodelle gekommen. Wie die Auswirkungen auf die tägliche Praxis aussehen, ist dabei alles andere als klar, denn die Urteilsbegründung soll erst im November vorliegen. In der Zwischenzeit stehen die Unternehmen vor ungeklärten Fragen.

Top Thema

Whistleblower-Schutz – Richten müssen es die Gerichte

Schwarze Konten bei Schweizer Banken, Absprachen beim Libor-Zinssatz, die Greenwashing-Affäre bei der DWS – die Liste der unsauberen Praktiken im Finanzsektor, die in den vergangenen Jahren durch Whistleblower aufflogen, ist lang. Seit 2019 gilt die EU-Richtlinie zum umfassenden Schutz interner Hinweisgeber, mit der Umsetzung sollten die Mitgliedsstaaten bis 2021 fertig sein.

Intreal

Vermögen der offenen Immobilien-Spezialfonds wächst

Laut einer Auswertung der Bundesbank wuchs das Nettofondsvermögen aller offenen Immobilien-Spezialfonds von 156,2 Mrd. Euro im Januar 2022 um 8,4% auf 169,4 Mrd. Euro im August 2022. Im Vorjahresvergleich lag das Plus bei 8,1% von 135,8 Mrd. Euro auf 146,8 Mrd. Euro im August 2021.

kreditkarte-geld-zahlen-cco-public-domain
Bezahlsysteme

EPI – Genossen wollen auch Gesellschafter werden

Die europäische Bezahlinitiative European Payments Initiative nimmt Gestalt an. Nach Sparkassen und Deutscher Bank haben nach unseren Informationen auch die ursprünglich skeptischen  Genossen ihre Bereitschaft erklärt, sich an EPI nicht nur als Nutzer, sondern auch als Gesellschafter zu beteiligen.

Kaufhäuser

Metro – Robust im Plus

An der Geschäftsentwicklung von Metro lässt sich viel über die Lage des Gastgewerbes ablesen. Denn mit der Fokussierung auf den Großhandel sind Restaurants und Hotels wesentliche Kunden der Düsseldorfer. Dass CEO Steffen Greubel für das per 30.9. abgelaufene Q4 erneut deutlich mehr Umsatz verkündet, spricht also für die Erholung des Sektors. 12,4% kletterten die Metro-Erlöse im Schlussquartal auf 8 Mrd. Euro. Fürs Gj. 2021/22 steht damit ein dickes Plus von 21,4% auf knapp 30 Mrd. Euro zu Buche, womit die Prognose (17 bis 22%) am oberen Ende erfüllt ist. Das bereinigte EBITDA dürfte indes die Mitte der ausgegebenen Spanne von +150 Mio. bis 230 Mio. Euro erreichen, erklärte Greubel im Rahmen der Umsatzmeldung am Freitag. Der Geschäftsbericht folgt dann erst am 14.12. Dennoch wagte der Metro-Lenker schon mal einen groben Ausblick.

Sportartikel

Adidas – Geknickte Streifen

Dass der Name seiner ersten eigenen Strategie bei Adidas etwas sehr Ironisches haben würde, hatte der in Franken glücklose Kasper Rorsted (verlässt Adidas 2023 vorzeitig) wohl nicht gedacht. Denn von „Own the Game“ ist bei der weltweiten Nr. 2 im Sport-Business nichts zu spüren. Mit den vorläufigen Q3-Zahlen (Umsatz: +4%, Gewinn: 179 Mio. nach 479 Mio. Euro im Vj.) kredenzte Rorsted den Investoren bereits die dritte Prognoseanpassung in diesem Jahr (Umsatz nur noch +5% statt bis zu +9%, Gewinn rd. 500 Mio. statt 1,3 Mrd. Euro) und dass mit dem großen Sportereignis „Fifa Fußball-WM“ im Q4 noch vor der Brust.

Zentralbanken

EZB – Ein bisschen Bilanzschmelze

Er werde sich im EZB-Rat dafür einsetzen, den Abbau der angehäuften Wertpapierbestände rechtzeitig zu adressieren, kündigte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel am Rande der IWF-Tagung in Washington an. Denn eine geldpolitische Normalisierung sei mehr als nur eine Erhöhung der Leitzinsen. Während die US-Notenbank Fed bereits seit Monaten im Sauseschritt ihre Wertpapierbestände reduziert, war der Bilanzabbau bei der EZB bislang noch kein Thema. Tatsächlich tun sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde und die meisten ihrer Ratskollegen mit der Bilanzschmelze schwerer als die Fed. Denn für die EZB ist die Wiederanlage ihrer Anleihebestände derzeit das wichtigste Instrument, um ein zu starkes Auseinanderlaufen der Eurozone-Renditen zu verhindern.

Das Marktumfeld hat sich gedreht.
Fonds

ELTIF-Reform – Damit endlich die Kleinanleger-Milliarden fließen

Im zweiten Anlauf wird vielleicht nicht alles gut, aber vieles besser. Die 2015 eingeführten Regeln für European Long Term Investment Funds (ELTIF) können eine solche Reform wohl gebrauchen, denn die an diesen Fonds-Typus geknüpften Hoffnungen haben sich bisher kaum erfüllt. EU-weit sind derzeit rd. 7,5 Mrd. Euro in ELTIFs angelegt. Die ESMA listet aktuell etwas über 80 solcher Produkte auf. Am bekanntesten dürfte in Deutschland der Commerz Real-Fonds Klimavest sein, der Großteil der anderen Produkte wird aber gar nicht in Deutschland vertrieben. Union Investment brachte ihren im Frühjahr als Kooperation mit Blackrock angekündigten Privatmarkt-Fonds erst gar nicht an den Markt, sondern machte ein paar Monate später einen Rückzieher.

Stiftungen

Stiftungen – PLATOW erörtert Zeitenwende

Trotz Pandemie und Krieg in der Ukraine werden so viele Stiftungen gegründet wie noch nie. Dieses Jahr dürfte bei der Gesamtzahl in Deutschland die Marke von 25 000 überschritten werden, rechneten die beiden Oppenhoff-Partner, Gregor Seikel und Axel Wenzel, auf dem PLATOW EURO FINANCE Stiftungsforum vor. Darunter zahllose kleine, kaum überlebensfähige, was von Experten wie Michael Beier (Heinz Sielmann) durchaus kritisch gesehen wurde.

Finanzpolitik

Bundesbank – Wirbel um Beermann und Balz

Die Zeit drängt. Ende des Jahres läuft die Amtszeit von Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann ab. Das Vorschlagsrecht für die Nachfolge liegt beim Land Hessen. Doch die schwarz-grüne Koalition in Wiesbaden unter dem neuen Ministerpräsidenten Boris Rhein (CDU) konnte sich bislang nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen.

Großbritannien

Die Tories haben endgültig abgewirtschaftet

Wohl noch nie hat ein Regierungschef eines wichtigen Industrielands in nur gut sechs Wochen im Amt so viel Chaos angerichtet und sämtliches Vertrauen verspielt wie die britische Premierministerin Liz Truss. Mit ihrer „Vision“, mitten in einer Inflation durch massive Steuersenkungen auf Pump die Konjunktur anzukurbeln, setzte Truss das Marktvertrauen in das Pfund und die britischen Staatsanleihen leichtfertig aufs Spiel.

Bankensektor

Bankenlobby wird weiblicher

Die Zeit der reinen Männerbünde in den Lobbyverbänden der Kreditwirtschaft ist endgültig vorbei. Zur Jahreswende übernimmt mit Santander-Chefin Ana Botin erstmals eine Frau das Kommando beim internationalen Bankenverband Institute of International Finance (IIF). Botin tritt dann die Nachfolge von Ex-Bundesbank-Präsident Axel Weber an, der sich nach seinem Abschied aus dem UBS-Verwaltungsrat im vergangenen Frühjahr nun auch von dem Top-Posten beim IIF zurückzieht. Spätestens mit dem Regierungswechsel in Berlin im vergangenen Jahr haben auch der Bankenverband und der DSGV den dringenden Nachholbedarf in Sachen Frauen in wichtigen Führungspositionen erkannt, um bei der Ampel zu reüssieren.

Bankensektor

Kapitalpuffer – Noch bleibt die Bundesbank unnachgiebig

Einen „Selbstreflexionsprozess“ bei den Regulatoren will Marija Kolak mit Blick auf die Anfang nächsten Jahres geplante Einführung von gleich zwei Kapitalpuffern ausgemacht haben, wie uns die BVR-Präsidentin am Rande der IWF-Tagung sagte. Kolaks Hoffnung, dass der Ausschuss für Finanzstabilität die Aktivierung der Kapitalpuffer doch noch verschiebt, könnte sich jedoch als trügerisch erweisen. Wie uns Teilnehmer des Bundesbank-Briefings in Washington reportierten, soll Vize-Präsidentin Claudia Buch vor den dort versammelten Bankenvertretern klargestellt haben, dass die Regulierungsbehörden bislang keinen Anlass sehen, ihre Pufferpläne zu verschieben. Die Bundesbank-Modelle zeigten bei der Kreditnachfrage keine Auffälligkeiten. Die Finanzstabilitätswächter werden aber die weitere Entwicklung scharf im Auge behalten, sicherte die Bundesbank-Vizin immerhin zu. Vielleicht geht da bis zum Jahreswechsel doch noch etwas.

Bankensektor

Goldman Sachs kommt im Privatkundengeschäft nicht zurande

Bei „Marcus“ handelt es sich nicht nur um einen gängigen Männernamen, sondern auch um das gescheiterte Projekt von Goldman Sachs (GS), im margenarmen Retailgeschäft der letzten Jahre mit einer digitalen Plattform Fuß zu fassen. Ende 2020 hatte der Ex-Chef der Einheit, Harit Talwar, große Töne von wachsenden Kundengeldern (über 100 Mrd. US-Dollar), Erreichen der Profitabilität bis 2022 und der Angebotsausweitung auf vermögende Kunden geschwungen. Ein Jahr später machte er die Biege (offiziell aus Altersgründen), zudem gingen zwei Produktchefs.

Zentralbanken

Bundesbank – Nagels neuer Stil

Es sei „kristallklar“, dass die Zinsen weiter steigen müssen, gab Bundesbank-Präsident Joachim Nagel beim traditionellen IWF-Frühstück der DZ Bank in Washington die Marschroute vor. Geldpolitisch trat Nagel schon gleich zu Beginn seiner Amtszeit in die Fußstapfen seines Vorgängers Jens Weidmann. Doch anders als Weidmann, ist der frühere KfW-Vorstand spätestens seit der März-Sitzung nicht mehr der einsame Rufer im EZB-Rat. Mit EZB-Chefvolkswirt Philip Lane wechselte jüngst auch noch die letzte Taube ins Lager der Falken, sehr zur Genugtuung Nagels.

Versicherungen

Munich Re – Für Wennings Jahresziele wird es eng

3,3 Mrd. Euro Gewinn peilt Joachim Wenning für das laufende Jahr an. Ob das klappt, ist nach unseren Informationen aktuell unsicher. Der Munich Re-Chef hatte zum Halbjahr zwar noch 2,7 Mrd. Euro in seinem Großschaden-Budget. Das Q3 entpuppt sich aber einmal mehr dank der Hurrikan-Saison in den USA als das alles entscheidende Quartal. Während Swiss Re-Kapitän Christian Mumenthaler die Anleger (nicht zum ersten Mal) enttäuscht und eine Gewinnwarnung ausgesendet hat, wonach wegen „Ian“ im Q3 ein Minus von 500 Mio. US-Dollar zu erwarten ist und die für 2022 angestrebte EK-Rendite von 10% wahrscheinlich verfehlt wird, rechnen die Claims-Spezialisten bei Munich Re noch (Q3-Zahlen am 8.11.). 

Konjunktur

Panik in the Air – ESRB-Warnung macht die Lage nicht besser

Erstmals in seiner 11-jährigen Geschichte hatte der Europäische Ausschuss für Systemrisiken Ende September eine allgemeine Warnung veröffentlicht, wonach eine Reihe schwerwiegender Risiken für die Finanzstabilität geortet wurden. Es drohten Kreditausfälle wegen Rezession und teurer Energie, Verwerfungen bei Vermögenswerten und ein auf die Marge drückender Konjunktureinbruch, so der bei der EZB angesiedelte unabhängige ESRB. In der Community, die 2022 bisher durchaus gut verdient, war die Verwunderung groß.

Commerzbank Zentrale in Frankfurt am Main
Bankensektor

IWF-Tagung – Der deutsche Patient

Ganz schön dick aufgetragen hat Commerzbank-Chef Manfred Knof auf dem IIF-Podium zum „Global Outlook“ am Rande der IWF-Jahrestagung in Washington. Die wirtschaftliche Lage in Deutschland sei deutlich positiver als viele glauben, verkündete Knof vor der internationalen Banking-Community. 2023 werde zwar schwierig, doch Deutschland wird den Winter managen, zeigte sich der Commerzbank-Lenker demonstrativ zuversichtlich. Dabei sei die deutsche Bevölkerung durchaus „leidensfähig“. Der deutsche Mittelstand sei widerstandsfähig und auch der Arbeitsmarkt laufe weiterhin gut. Deshalb bestehe auch kein Grund zum Pessimismus. 

Großbritannien

Großbritannien – Fehler über Fehler

Erst gingen die Briten Boris Johnson auf den Leim. Seine Tories erzielten bei den vorgezogenen Unterhauswahlen 2019 ein Spitzenergebnis von 43,6% (Labour 32,2%). Anschließend folgten sie diesem „Rattenfänger“ der Neuzeit in den endgültigen Brexit. Beides erweist sich als fataler und hausgemachter Doppelfehler, der Großbritannien in Zeiten sich überlagernder Weltkrisen wirtschaftlich besonders tief fallen lässt.

Konsumgüter

Galeria wird zum Dauerbittsteller

Das Drama um Warenhaus Galeria geht weiter. Nachdem der Integrationstarifvertrag mit Ver.di aufgekündigt wurde und CEO Miguel Müllenbach die Belegschaft bereits in einem Brief auf die „erneut bedrohliche Lage“ eingestellt hat, sind in Berlin neue Staatshilfen beantragt worden. Über die Höhe wurde in Berlin zunächst geschwiegen. Fest steht aber: Galeria, das zum Signa-Universum von Alpen-Milliardär René Benko gehört, streckt damit das dritte Mal seit Corona die Hand nach dem Staat aus.

Abonnieren Anmelden
Zur PLATOW Börse