Allianz kommt mit Rentenportal der Politik zuvor
Mit der Anwendung können Nutzer nicht nur eine realistische Brutto-Rente ermitteln, sie erhalten auch eine Annäherung an ihre spätere Netto-Rente. „Dass die Menschen realistisch einschätzen können, ob sie gut vorgesorgt haben, ist wichtig und dazu wollen wir beitragen“, sagt Alf Neumann, Digitalisierungsvorstand der Allianz Leben. Deshalb berücksichtigt der Rentenkompass nicht nur Einkommen aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge, sondern auch Einkünfte aus Immobilienbesitz und Kapitalvermögen.
Doch der Erfolg des neuen Rentenberechnungs-Tools der Allianz hängt maßgeblich vom Fleiß des Kunden ab. Als größte Hürde sieht Sören Kupke, Fachbereichsleiter für Kundenportale, die eigentliche Dateneingabe der Kunden. Sparer müssten neben der gesetzlichen (jährlichen) Renteninformation oftmals noch weitere Altersvorsorgeverträge ins neue Allianz Online-System übertragen. Hier wäre es nach Meinung des Versicherers denkbar, dass Allianz-Berater diesen Aufwand im Rahmen des Erstgesprächs für den Kunden übernehmen. In einer ersten „stillen Testphase“, wie Neumann es nennt, hätten seit April bereits über 50 000 Kunden den Rentenkompas, dessen Herzstück ein Rentenscore sowie das Rentenkonto ist, genutzt. Mit Blick auf über zehn Millionen Allianz Leben-Kunden dürfte die Nutzerzahl vor allem in den nächsten zwei bis drei Jahren rasant ansteigen. Das neue Rentenportal des Münchener Versicherers steht auch Nicht-Kunden offen, was aus Vertriebssicht ein kluger Schachzug ist. 45 Mio. Erwerbstätige gibt es in Deutschland.
Große Ähnlichkeit hat die neue digitale Errungenschaft der Allianz derweil mit der von der Bundesregierung schon lange angekündigten säulenübergreifenden Altersvorsorgeinformation für jeden Bürger, wofür bereits seit März 2019 ein Konzept in Form eines Forschungsberichts vorliegt. Ein Gesetzentwurf ist noch im dritten Quartal dieses Jahres vorgesehen. Mit der Einführung, die ein digitaler Kraftakt werden dürfte, ist jedoch nicht vor 2022 zu rechnen. In der staatlichen Initiative sieht die Allianz lediglich ein informatives Renten-Tool für den Bürger, während das hauseigene Werk darüberhinaus auch einen beratenden Charakter haben soll.