Debeka – Schwergewicht will mit Cyber durchstarten
Debeka steigt in den Cybermarkt ein und zeigt, wie das Haus neue Risiken angeht – ein Blick auf Produkt und Strategie.

Die Koblenzer Debeka ist in den Markt für Cyberversicherungen eingestiegen und folgt damit einem klaren Trend. Laut der letzten offiziellen BaFin-Erhebung sind in Deutschland 71 Anbieter aktiv. Die Zahl der Versicherer wächst parallel zum Prämienvolumen stetig. Einer Marktanalyse von CyberDirekt zufolge haben sich die Einnahmen in den vergangenen zehn Jahren auf über 600 Mio. Euro verdoppelt, mit einem jährlichen Wachstum von über 50 %! Auch die Zahlen des Versichererverbandes GDV untermauern die Dynamik des Marktes.
Cyber ist ein heißes Pflaster
Ungefährlich ist der Einstieg nicht, denn anders als in etablierten Sparten fehlen Grundlagen für eine genaue Kalkulation, wie die Debeka gegenüber PLATOW bestätigt: „Bei einem Produkt mit einem neuartigen Deckungskonzept liegen eigene Daten naturgemäß nur äußerst begrenzt vor, so z. B. aus dem Bereich der Rechtsschutzversicherung.“ Aufgrund der aktuellen Marktlage seien auch seitens des GDV keine oder nur wenige Datenquellen verfügbar, auf die sich die Debeka bei der Kalkulation stützen könne. Die nachhaltige Prämienkalkulation basiere auf repräsentativen Studien oder Expertenschätzungen sowie Schadenserfahrungen des Assisteurs Europ Assistance und aus übrigen Bereichen der Schadens- und Unfallversicherung.
Das Angebot der „Rheinländer“ richtet sich an private Kunden. Das hat den Vorteil, dass das Schadenpotenzial geringer ist als bei gewerblichen Kunden. Der Nachteil ist, dass bei Privatkunden, anders als bei Unternehmen, keine vorvertraglichen Obliegenheiten oder Sicherheitsvorschriften eingefordert werden. Das erhöht das Schadenpotenzial. Lediglich bei „grober“ Fahrlässigkeit ist die Debeka unter bestimmten Voraussetzungen berechtigt, prozentual im Verhältnis der Schwere des Verschuldens die Entschädigung im Einzelfall zu kürzen. „Wir gehen nicht davon aus, dass es hierzu zukünftig gehäuft kommen wird. Bislang gab es derart kritische Fälle nicht“, heißt es.
Erwartungen & Ausblick
Das Produkt wird über den bewährten Außendienst sowie, passend zum Produkt, über digitale Vertriebswege angeboten. Typisch für die generell zurückhaltenden Koblenzer wurde die Frage nach den Absatzzielen wortreich umgangen. Immerhin ließ man sich entlocken, dass eine Ausweitung auf den gewerblichen Bereich, in dem die Koblenzer seit 2014 aktiv sind, aktuell nicht geplant ist.
Das verwundert bei den eher risikoaversen Koblenzern nicht. Bei einem erfolgreichen Hackerangriff im gewerblichen Bereich können die Schadenzahlungen pro Vorfall leicht mehrere Millionen Euro erreichen – besonders in kritischen Sektoren wie Energie oder Infrastruktur, wo der durchschnittliche Verlust bei rund 16 Mio. Euro liegt.
Dass die Debeka mit ihrer Cyberversicherung lediglich einem Branchentrend folgt – wonach sich Produktneuheiten derzeit vor allem in der Sachversicherung abspielen – weisen die Koblenzer zurück. Man sehe „Innovation in allen Bereichen“, heißt es. Allerdings wird zugegeben, dass in der allgemeinen Versicherung der Markt stärker von Innovationszyklen geprägt werde.