Erst- und Rückversicherer sitzen diesmal im selben Boot
Unerwartet kommt der Auftrieb bei den Prämien nicht. Schon das H1 erwies sich als anspruchsvoll, für Erst- und Rückversicherer gleichermaßen. Das H2 dürfte für die Branche mit Blick auf die weitere Konjunkturabschwächung noch belastender ausfallen. Erstmals seit 2018 wird für das laufende Jahr ein (weltweit) geringeres Rückversicherungskapital (-8% auf 435 Mrd. US-Dollar) erwartet, ein wichtiger Indikator für die bereitstehende Rückversicherungskapazität. Die Effekte sind lt. Marktführer Munich Re besonders stark bei den europäischen Rückversicherern, da zu den gesamten wirtschaftlichen Herausforderungen auch noch der stark gestiegene Kurs des Dollar im Vergleich zum Euro hinzukommt. Dadurch steigen die Haftungen in Dollar umgerechnet in Euro deutlich an, was die Kapazität belastet.
In der Schaden-Rückversicherung sind aus Sicht von Jean-Jacques Henchoz, Vorstandschef der Hannover Rück, „weitere risikoadjustierte Ratenerhöhungen unvermeidbar“. Die weltweite Nummer drei (s. PLATOW Börse) gilt mit ihrer soliden Kapitalbedeckung als finanzstarker Partner der Erstversicherer. So rechnet der Konzernlenker nicht nur mit weiteren Preissteigerungen und Verbesserungen der Konditionen in schadenbetroffenen Sparten und Regionen, sondern sieht auch viele Gründe für Ratensteigerungen in der Erstversicherung.
Insgesamt geht die Hannover Rück in Deutschland von deutlichen Anpassungen in der Sachsparte aus, insbesondere bei Naturkatastrophendeckungen in der privaten Wohngebäudeversicherung. Auch in der volumenstarken Kfz-Sparte besteht aufgrund der deutlich gestiegenen Schadenfrequenzen sowie höherer Preise für Ersatzteile Anpassungsbedarf. Die Rede ist von 10% höheren Prämien. Bestätigen wollte uns das aus „kartellrechtlichen Gründen“ eine Sprecherin von Huk Coburg nicht. Gleichwohl beobachtet der Kfz-Policen-Marktführer im lfd. Jahr eine deutliche Steigerung der durchschnittlichen Schadenaufwendungen.