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Eurokrise – Die seltsame Allianz des BDI mit den Sozialdemokraten

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Die wohlklingenden Statements zum Euro und Ratschläge, was eine Regierung Merkel jetzt zu tun hätte, sind kurz vor dem morgigen Brüsseler Sondergipfel derart interessengesteuert, dass unsere angeblich so führungsschwache Kanzlerin nicht zu beneiden ist. Am dreistesten treiben es starke Kräfte im BDI, an der Spitze einiger DAX-Unternehmen und Kreise im CDU-Wirtschaftsrat.

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Ginge es nach ihnen, müsste Deutschland zur Rettung des Euro „ klaglos bis zum Abwinken zahlen“, so ein von uns eingefangener O-Ton, wäre die Transferunion lieber heute als morgen eingeführt. Wirtschaftlichem Schlendrian in weiten Teilen Südeuropas wäre damit weiterhin Tür und Tor geöffnet. Darauf kann sich Frau Merkel nicht einlassen. Sie denkt viel zu politisch und weiß die Mehrheit der Bevölkerung, darunter auch durchaus kluge Köpfe mit kosmopolitischem Hintergrund, auf ihrer Seite, die alles andere wollen als eine Rückkehr zur europäischen Kleinstaaterei, allerdings nicht nur eine Verständigung auf einen gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsraum, sondern auch auf kompatible Prinzipien des disziplinierten Haushaltens und Wirtschaftens.

Die ach so sehr über den eigenen Tellerrand blickenden wirtschaftlichen Eliten haben ihre Interessen fest im Blick. Sie können mit einem etwas schwächeren Euro und ungewöhnlich niedrigen Zinsen blendend leben. In der tiefsten Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise weiter Teile Europas und der USA brummt es in der deutschen Wirtschaft. Die Auftragsbücher sind randvoll, wohl auch deshalb, weil der Nachfrage aus den Schwellenländern keine unüberwindbaren Währungshürden wie in Zeiten der D-Mark im Weg stehen.

In dieser Gemengelage kommt es zu einer ungewohnten, ja höchst seltsamen Allianz zwischen deutschen Industriekapitänen und der SPD-Troika aus Peer Steinbrück, Frank-Walter Steinmeier und Sigmar Gabriel, deren zu Beginn der Woche vorgetragenen Vorschläge zur Lösung des griechischen Problems bis hin zu den Eurobonds nahezu deckungsgleich mit denen einiger Top-Manager sind.

Vor allem die „Stones“ Steinbrück und Steinmeier haben es den Wirtschaftsgrößen angetan. Während Frau Merkel in der Union alle gut mit der Wirtschaft vernetzten Kräfte wie Roland Koch und Friedrich Merz weggebissen hat und sich im Umfeld der Kanzlerin keiner mehr findet, der der Wirtschaft aus der Hand frisst, setzen mächtige Unternehmenschefs auf Steinbrück und Steinmeier. Diese Allianz könnte allerdings böse enden. Denn mit dem „Traumpaar“ Steinbrück als Kanzler und Steinmeier als Schattenaußenminister wird nicht die gesamte SPD plötzlich handzahm und gefügig.

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