Kein Plan, kein Kurs – Strategielücke bei Helvetia/Baloise DE
Nach der Fusion von Helvetia und Baloise bleibt die Zukunft der deutschen Einheiten unklar. Personalabbau steht an, der Standort Frankfurt ist in der Debatte.

Die Zukunft der beiden deutschen Einheiten bleibt nach dem Zusammenschluss der Schweizer Versicherungsgruppen Helvetia und Baloise weiter nebulös. Bestätigt ist, dass es zu Reduktionen bei der rd. 2.400 starken Belegschaft kommen wird, die beide Häuser stellen, wie die Baloise gegenüber PLATOW bestätigt. Dieser Abbau soll durch natürliche Fluktuation und Frühpensionierungen bis Ende 2028 umgesetzt werden, erläutert die Helvetia. Die Unternehmen bestritten Gerüchte, dass Helvetia Frankfurt zugunsten von Hamburg (Leben) und Bad Homburg (Non-Life, Sitz der Baloise) aufgibt. Wahrscheinlich wird einer der beiden hessischen Niederlassungen die Fusion nicht überstehen.
Ein Plan zur Zukunft der Deutschlandtöchter, über die vor der Fusion wegen schleppender Erfolge Verkaufsgerüchte kursierten, besteht offenbar nicht. Zwar wurde Baloise-Deutschlandchef Jürg Schiltknecht zum CEO der Deutschlandeinheit nominiert, aber bevor er „die Ausrichtung für die neue Einheit vorgeben wird“, steht noch das Closing des Deals auf Gruppenebene an. Das ist für „Ende 2025“ geplant, wie PLATOW erfuhr. Bis dahin arbeiten die Gruppen weiter für sich und können keine gemeinsame Strategie festlegen, was auf einem härter werdenden Versicherungsmarkt ein Wettbewerbsnachteil ist.
Bis mit der Planung begonnen werden kann, geschweige denn mit der Umsetzung, droht der neuen Einheit ein personeller Aderlass. Mehrere Personalberater bestätigen PLATOW, dass Teile der Belegschaft sich wegen der Unsicherheiten bereits zur Konkurrenz orientieren. Die Baloise bestreitet diesen Trend, die Helvetia ließ die Anfrage unbeantwortet. Unter diesen Voraussetzungen muss Schiltknecht zunächst ein Vorstandsteam formen, um die neue Einheit anschließend zu entschlacken, zu sanieren, zusammenzuführen und strategisch auszurichten – eine Mammutaufgabe.