Versicherer

Loyago hilft Versicherern aus der Bestandsfalle – und mischt den Markt auf

Im Versicherungsmarkt schlummert ein Milliardenschatz – Loyago will ihn heben, Vermittler könnten dabei leer ausgehen.

Maximilian Volz,
Versicherung
Versicherung © AdobeStock

Der deutsche Versicherungsmarkt steht vor einem Umbruch. Milliarden an Bestandsprovisionen versickern ohne nennenswerten Gegenwert – darin sieht das 2025 in Frankfurt von Marco Adelt und Daniel Glaremin gegründete Unternehmen Loyago ein Riesengeschäft. Vermittler bangen derweil um ihre Einnahmen.

Die Vermittlerschaft – rund 196.000 Köpfe in Deutschland im Durchschnittsalter von 50 bis 53 Jahren – altert und schrumpft. Nachwuchs ist kaum in Sicht, das Berufsbild hat ein schlechtes Image. Für Versicherer wird das zum Problem. Für Bestandsprovisionen in teils zweistelliger Milliardenhöhe erhalten sie immer weniger Betreuung.

Loyagos Geschäftsmodell

In diese Lücke stößt Loyago. Das Unternehmen bindet sich als normale Agentur an Versicherer und betreut Kunden persönlich, datengetrieben und mit KI-Unterstützung. Finanziert wird dies aus Bestands- und Abschlussprovisionen. Vergleichbare Modelle kennt man aus dem Sachversicherungs-Maklermarkt, wo Bestände aufgekauft und über die Jahre durch Provisionen amortisiert werden.

Versicherer profitieren mehrfach: bessere Betreuung führt zu höherer Kundenzufriedenheit. Das verringert den Bedarf an teuren Neuabschlüssen und den Druck, neue Vermittler zu finden. Für Vermittler drohen Einbußen: Bestandsprovisionen werden nicht doppelt vergeben. Bisher wurden freie Bestände oft an neue Vermittler vergeben oder aufgeteilt – diese Praxis könnte künftig enden.

Offene Fragen bleiben

Unklar ist, wie viele freie Bestände es gibt, wie lukrativ sie sind und wie hoch die Provisionen ausfallen. Manche Vorstände äußern Bedenken, Bestände aus der Hand zu geben.

Dennoch liegt die Loyago-Idee im Trend. Die Alte Leipziger zeigt, dass Vertriebsflexibilität möglich ist: Gebundene Vermittler dürfen für andere Versicherer zeichnen und erhalten Hausbestände direkt überschrieben. Auch Allianz-Chef Oliver Bäte erklärte kürzlich, die Vermittlervergütung stärker auf Kundenbindung auszurichten.

Vor allem profitiert Loyago vom Faktor Zeit. Die Vertragsanzahl steigt, die Vermittlerzahlen sinken. Der daraus entstehende Handlungsdruck zusammen mit hohen Neu-Akquisekosten wird selbst skeptische Vorstände ins Grübeln bringen. Loyago sticht in ein Wespennest.

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