Mayrhuber-Eklat – US-Investoren mischen den DAX-Klüngel auf
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Unter Aufbietung seiner gesamten Autorität hatte der im Konzern als „Mr. Lufthansa“ verehrte Weber am Vorabend der HV den Widerstand der einflussreichen US-Investorenberatungsgesellschaft Institutional Shareholder Service (ISS) gegen Mayrhubers AR-Kandidatur gebrochen. Doch was auf den ersten Blick als heroischer Sieg über die zunehmend auf Deutschland überschwappende angelsächsische Corporate Governance-Hegemonie erscheinen mag, könnte sich schon bald als Bumerang für die deutsche Aktienkultur erweisen.
Denn auch der jüngste DAX-Rekord geht maßgeblich auf das Konto ausländischer, vor allem angelsächsischer Investoren, während deutsche Anleger trotz historisch niedriger Zinsen weiterhin vorwiegend auf Anleihen setzen und nur zögerlich zu Aktien greifen. Mit dem Vormarsch der angelsächsischen Investoren im Aktionärskreis der DAX-Unternehmen wächst indes auch der Einfluss amerikanischer Corporate Governance-Usancen auf die deutschen Konzerne. Ein besonderer Dorn im Auge ist den US-Investoren dabei der auch nach der weitgehenden Auflösung der so genannten „Deutschland AG“ in vielen DAX-Unternehmen noch immer gepflegte Aufsichtsratsklüngel, in dem sich eine Handvoll ehemaliger Vorstandschefs gegenseitig einflussreiche Aufsichtsratsposten zuschieben. So sitzt Mayrhuber bereits in den Aufsichtsräten von BMW sowie Münchener Rück und bei Infineon ist er sogar Vorsitzender des Kontrollgremiums. Für so manchen verdienten Ex-Vorstandschef ist die Funktion des Multi-Aufsichtsrats bereits zur zweiten Karriere geworden.
Natürlich sind nicht alle angelsächsischen Usancen auch für deutsche Unternehmen ein Segen. Auch hat die strikte Trennung von Vorstand und Aufsichtsrat durchaus viele Vorteile. Die wären US-Investoren jedoch leichter zu vermitteln, wenn deutsche Aufsichtsräte ausgewogener besetzt wären und die Amtsinhaber weniger Angriffsflächen bieten würden (siehe auch S. 2). So werden Mayrhuber auch strategische Fehlentscheidungen während seiner Zeit als Lufthansa-Chef angekreidet, deren Korrektur er nun kontrollieren soll.
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