Versicherer

Mehr Maklermacht: Stellt die Generali Deutschland die Weichen weg von der DVAG?

Tamara Pagel, bisher CEO der Maklertochter Dialog, wurde in den Vorstand der Generali Deutschland berufen. Das deutet einen Strategiewechsel an – wie reagiert der Exklusivvertriebspartner DVAG?

Maximilian Volz,
Tamara Pagel, Chief Business Officer Broker, der Generali Deutschland.
Tamara Pagel, Chief Business Officer Broker, der Generali Deutschland. © Generali Deutschland

Der Top-5-Versicherer Generali Deutschland wertet sein Maklergeschäft auf. Für die unter der Marke Dialog gebündelten Aktivitäten –hauseigener Maklerversicherer und Tochterunternehmen der Generali Deutschland, mit rund 2,5 Mio. Verträgen und über 1 Mrd. Euro Beitragseinnahmen – richtet der Konzern ein eigenes Vorstandsressort ein. Tamara Pagel, seit März CEO der Dialog Versicherungen, zieht dafür in den Vorstand ein und übernimmt die neue Position als Chief Business Officer Broker. Gleichzeitig wurden die Mandate der Generali-Vorstände Melanie Kramp-Gerstner, Marcela Středová und Edoardo Malpaga verlängert – angesichts der zurückliegenden Vorstands-Fluktuation bei der Generali ein Signal für Stabilität.

Maklergeschäft vs. DVAG

Mit diesem Schritt stärkt die Generali ihr Maklergeschäft, wie ein Unternehmenssprecher bestätigt. Das wirft die Frage nach der DVAG auf, dem Exklusivvertriebspartner seit 2018: Denn Jeder Euro Provision, den die Dialog an ihre 19.000 Vertriebspartner zahlt, landet nicht bei der DVAG.

Sowohl DVAG als auch Generali betonen auf Nachfrage, dass die Zusammenarbeit „eng wie nie“ sei. Konkrete Zahlen zur Entwicklung der Partnerschaft gibt es jedoch nicht. Interessant wäre das vor allem, weil der Betriebsgewinn der Generali Deutschland in den Bereichen Lebens- und Sachversicherung in den vergangenen drei Jahren rückläufig ist. Zudem sank der Gesamtmarktanteil hierzulande, wie PLATOW berichtete. Teilweise hängt das mit dem Verkauf des Lebensversicherungsgeschäfts („Run-Off“) an die Viridium-Tochter Proxalto 2019 zusammen, doch nicht vollständig.

Die Stärkung des Maklergeschäfts erscheint daher aus Sicht der Generali logisch – Dialog steuert rund 6,7% zu den Gesamtbeitragseinnahmen der Generali Deutschland von etwa 15 Mrd. Euro bei. Parallel liefert der Direktversicherer Cosmos, im Generali-Vorstand vertreten durch CEO Katrin Gruber, rund 11,5% der Einnahmen und agiert ebenfalls unabhängig von der DVAG. Kurzfristig bleibt die Macht der DVAG unangetastet, langfristig könnten Dialog und Cosmos jedoch ihren Anteil am Gesamtgeschäft der Generali ausbauen.

Rückenwind aus Italien

Eine weitere wichtige Personalie ist Giulio Terzariol, Group Deputy CEO. Der deutschsprachige Ex-Allianz-Vorstand stieß 2024 zur Generali Group und erhielt kürzlich erweiterte Kompetenzen: Leitung des Versicherungsgeschäfts der Gruppe und Aufsicht über die Banca Generali. Wie berichtet, wird er voraussichtlich 2028 das Erbe von Group-CEO Philippe Donnet (65) antreten, der die zurückliegenden Machtkämpfe um die Unternehmensspitze gegen steinreiche Investoren zwar gewann, aber wohl kein Kandidat für die Zukunft mehr ist.

Wir hören, dass sich die Generali Deutschland durch Terzariol langfristig mehr Gewicht und Unterstützung innerhalb der Generali Group erhofft, da dieser den Markt und die handelnden Personen aus seiner Zeit in Deutschland kennt und schätzt. Wie er zur DVAG steht, ist nicht bekannt. Es bleibt also spannend bei der Generali.

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