Munich Re ist aufgewacht
Ob es nun der Ausstieg von Großaktionär Warren Buffett im Vorjahr war, ständig sinkende Rückversicherungs-Raten oder die unter Druck stehenden Kapitalanlageergebnisse; bei Munich Re ist kurz vor dem Ende der Amtszeit von Nikolaus von Bomhard im April 2017 einiges in Bewegung geraten. Das Gefühl, solider und besser dazustehen als der Wettbewerb, insbesondere als die Nr. 2 am Rückversicherungshimmel, Swiss Re, die sich in der Finanzkrise ordentlich verzockt hatte, hatte zuletzt zu einer gewissen Behäbigkeit beim Branchenprimus geführt.
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Bestes Beispiel ist die Erstversicherungstochter Ergo, die unter den Augen von Oberaufseher von Bomhard in den zurückliegenden Jahren nie richtig auf die Beine gekommen ist. Es spricht für den Munich Re-Chef, der eines Tages als Aufseher zurückkommen dürfte, dass er Markus Rieß nun weitgehend freie Hand für dessen Roßkur und das Aufarbeiten früherer Versäumnisse gibt. Die Details sind seit Mitte der Woche bekannt: 1 Mrd. Euro für die Digitalisierung, Kostensenkung um 540 Mio. Euro, Abbau von 1 800 Stellen, Vertriebsstraffung und die Abwicklung des gesamten klassischen Lebensversicherungsgeschäfts sind eine Hausnummer. Damit geht Ergo-Chef Rieß weiter als in seiner vorigen Position als Allianz Deutschland-Vormann, was noch spannend werden könnte. Gleichzeitig straft er alle Heckenschützen Lügen, die ihm eine Schwäche andichten wollten, nachdem es mit dem Chefposten bei der Allianz wie auch bei Munich Re nichts geworden ist (was so nie fest geplant war).
So wie sich Rieß bei Ergo nun zu bewähren hat, muss dies ab 2017 auch Joachim Wenning bei der Mutter hinbekommen. Die Zinsflaute lastet über den Umweg immer neuer Konkurrenten auf dem Rück-Geschäft. Innovationen müssen her, Kundenbeziehungen besser gepflegt werden. Neben der traditionellen Rückversicherung werden spezialisierte Angebote wichtiger. Die Digitalisierung ist auch hier Treiber. Mitarbeiter, die bisher vor allem penibel sein mussten, müssen lernen, kreativ zu werden. Wennings Aufgaben sind ähnlich haarig wie die von Rieß. 2021 wird eine Bilanz gezogen. Rieß will dann mit Ergo über 500 Mio. Euro Ergebnis abliefern, nachdem es 2016 noch einen kleinen Verlust geben wird. Und auch Wenning wird dann nach ersten Ergebissen gefragt werden. Selbst, dass die Karten zwischen den beiden fast gleichaltrigen Managern dann noch einmal neu gemischt werden, wollen manche Beobachter nicht ganz ausschließen.
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