Rückversicherung

Munich Re setzt auf Stabilität statt Rekordgewinn

Munich Re hat ihr Gewinnziel von 6 Mrd. Euro schon in Q3 fast erreicht. Doch statt auf Rekordgewinn setzt der Konzern auf Bilanzstärkung – auch wegen des CEO-Wechsels?

Maximilian Volz,
Christoph Jurecka, CFO der Munich Re.
Christoph Jurecka, CFO der Munich Re. © Munich Re

Munich Re hat ihr Gewinnziel von 6 Mrd. Euro nach den ersten neun Monaten mit 5,18 Mrd. Euro fast erreicht. Doch statt auf Rekordgewinn zu gehen, setzt der Konzern auf Bilanzstärkung. CFO Christoph Jurecka, der im Januar den CEO-Posten von Joachim Wenning übernimmt, betonte auf der Q3-Pressekonferenz, dass niedrigverzinsliche Papiere verkauft und Erlöse in höherverzinsliche Anlagen reinvestiert werden sollen. Damit soll – im Einklang mit den Aktionären – die Stabilität des Unternehmens erhöht werden.

Eine andere Lesart: CFO Jurecka will bewusst kein Rekordergebnis vorlegen, an dem er künftig als CEO gemessen werden könnte. Denn trotz aller Stärke der Münchener ist Rückversicherung ein volatiles Geschäft: Ein unvorhergesehener Wirbelsturm, der aufs Land trifft, oder ein Erdbeben in einer Großstadt kann den Gewinn, wie 2022, erheblich schmälern.

Zum vorsichtigen Vorgehen der Münchener passt auch die Strategie im wichtigsten Geschäftsfeld Rückversicherung. Verträge, die nicht den Renditeerwartungen entsprechen, wurden gekündigt oder nicht verlängert, wie Jurecka erklärte. Das spiegelt sich in den Zahlen wider: Der Versicherungsumsatz aus abgeschlossenen Rückversicherungsverträgen fiel im Q3 auf 9,26 Mrd. Euro nach 10,22 Mrd. Euro im Vorjahr. Gleichzeitig stieg das versicherungstechnische Gesamtergebnis auf 2,19 Mrd. Euro (Vj. 1,20 Mrd. Euro) und das operative Ergebnis auf 2,48 Mrd. Euro (Vj. 0,96 Mrd. Euro). Das Ergebnis zeigt: Mehr Klasse statt Masse.

Ergo und Speciality: Wachstum und Vorsicht

Dieses Streben nach Stärkung und Ausgeglichenheit zeigt sich auch bei der Erstversicherungstochter Ergo. Die Düsseldorfer konnten ihr Ergebnis im Q3 auf 304 Mio. Euro (Vj. 141 Mio. Euro) steigern. Trotzdem will Jurecka das Geschäft künftig internationaler ausrichten: „Der deutsche Markt ist gesättigt, höhere Wachstumsraten sind im Ausland wahrscheinlicher“, erklärte er auf PLATOW-Nachfrage.

Der 2024 zum Wachstumsbereich ausgewiesene Sektor „Speciality“ zeigte ebenfalls eine positive Entwicklung: Das Ergebnis lag bei 221 Mio. Euro (Vj. 22 Mio. Euro). Spezialversicherungen decken individuelle Risiken ab, die Standardpolicen nicht erfassen, z. B. Kunstwerke oder besondere Events. Zukäufe in den Bereichen Erstversicherung und Speciality schloss Jurecka ausdrücklich nicht aus.

Kapitalanlagen sichern Spielraum

Geld für Zukäufe steht auch dank des guten Kapitalanlageergebnisses bereit: Im Q3 stieg es auf 2,39 Mrd. Euro (Vj. 2,09 Mrd.). Die laufenden Erträge legten leicht auf 2,09 Mrd. Euro zu. Die Zu- und Abschreibungen lagen bei 51 Mio. Euro im Minus (Vj. -138 Mio.), also deutlich weniger Wertverlust als im Vorjahr, während die Gewinne aus dem Verkauf von Anlagen auf 337 Mio. Euro stiegen.

Damit übernimmt Jurecka im Januar ein Unternehmen, das nach neun Monaten auf Kurs ist, sein Jahresziel fast zu erreichen, und das den Fokus bewusst auf Bilanzstärkung statt Rekordgewinne legt.

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