Assekuranz

Nürnberger-Chef Zitzmann – Volle Agenda im Abschiedsjahr

Ab 63 Jahren soll das Führungspersonal der Nürnberger Gruppe die Verantwortung in jüngere Hände übergeben. Das trifft im kommenden Jahr wohl nicht nur Martin Fritz, Chef der hauseigenen Fürst Fugger Privatbank, sondern auch Konzernchef Armin Zitzmann, der die Regel selber eingeführt hat.

Im Telefonat mit PLATOW bekräftigt Zitzmann, dass er sich nicht um eine Verlängerung bemüht und sich der von Wolf-Rüdiger Knocke geführte AR jetzt Gedanken über seine Nachfolge machen müsse. Das Rennen ist offen, nachdem Zitzmann die früher übliche Regelung, wonach der Vorstandschef einen Stellvertreter hatte, der dann automatisch als Thronfolger galt, ebenfalls gekippt hat.

Das Abschiedsjahr Zitzmanns, der seit 2013 an der Spitze der Franken steht, soll mit einem kräftigen Ergebnissprung enden. Nachdem das Vorjahr wegen des Hochwassers schlechter ausgefallen ist als geplant (Ergebnis -23 Mio. Euro auf 64,3 Mio. Euro), geht es im laufenden Jahr wohl wieder eher Richtung 80 Mio. Euro. Entsprechend wird auch an der Dividende nicht geschraubt, die unverändert 3,30 Euro betragen soll. Die Zufriedenheit der Aktionäre gilt bei den kleinen Franken als Garant der Unabhängigkeit. Über den selbst im Coronajahr 2020 extrem stabilen Aktienkurs können sich Munich Re (19,1%), Versicherungskammer (16,5%) und Daido (15%) ohnehin nicht beschweren. Zitzmann ist es in den vergangenen Jahren zudem gelungen, weitere Ankeraktionäre wie Techno Einkauf an Bord zu holen.

Auch wenn die Schadensparte 2021 wegen der im Marktvergleich überdurchschnittlich hohen Verknüpfung von Hausrat- und Gebäudeversicherungen mit Elementarschutz mit roten Zahlen abgeschnitten hat, soll sie ebenso wie die betriebliche Krankenversicherung und das starke BU-Geschäft im laufenden Jahr wieder zum Wachstum beitragen. Als schwierig allerdings erweist sich die Umsetzung der auch in der Assekuranz immer wichtigeren Nachhaltigkeit im Geschäft und bei der Kapitalanlage. Noch vor sechs Wochen habe man diskutiert, ob die Nürnberger Rüstungsunternehmen versichern wolle. Angesichts des Krieges in der Ukraine, so Zitzmann, gelte Landesverteidigung plötzlich als nachhaltig. So wird auch die Nürnberger Waffenschmiede Diehl weiter versichert.

Auch bei der Kapitalanlage und bei Anlage-Produkten wird auf nachhaltige Investments geachtet. Der entsprechende Anlagestock sollte sogar über eine Beteiligung an der Pangaea Life, einer Tochter des Konkurrenten Die Bayerische, ausgebaut werden. Wegen regulatorischer Hürden wird es dazu aber nun wahrscheinlich doch nicht kommen, so Zitzmann.   

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