Private Krankenversicherer werben mit Leistung statt mit dem Preis
Die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) haben zuletzt die Beiträge angehoben. Steigende GKV-Kosten sind in der Regel das Angriffssignal für die privaten Krankenversicherer (PKV), um Kunden aus der GKV ins eigene Boot zu locken. Doch das wird dadurch erschwert, dass auch für rund zwei Drittel der voll Privatversicherten (Vollversicherung) die Beiträge zum 1.1.25 steigen. Die durchschnittliche Erhöhung liegt bei etwa 18%, rechnet der PKV-Verband vor, dabei sind unterjährige Anpassungen nicht berücksichtigt.
Steigende Gesundheitskosten aufgrund einer alternden Bevölkerung sind ursächlich für die Anpassungen in beiden Lagern und dürften künftig kaum abnehmen. Mit dem Kostenargument können die PKV-Unternehmen also nicht punkten. Sie setzen auf bessere Leistungen im Vergleich zur GKV und bieten neue, hochwertigere Premiumtarife an. „Die neuen PKV-Premiumtarife überbieten sich regelrecht und weitere Tarife werden erwartet“, analysiert Thorsten Bohrmann, Senior Analyst bei der Ratingagentur Morgen & Morgen. Der Wettbewerb in der PKV-Vollversicherung verlagere sich damit zunehmend in dieses Segment.
Junge, im Arbeitsleben stehende Kunden würden der PKV guttun, da sie im Gegensatz zu älteren Kunden weniger Gesundheitskosten verursachen. Zwar ist die Zahl der Vollversicherten seit 2015 mit um die 8,7 Mio. relativ konstant, sank zuletzt aber leicht. Grundsätzlich sind aber viele Menschen bereit, für Gesundheitsleistungen zu bezahlen. Das zeigt die Nachfrage nach privaten Zusatzversicherungen, die Leistungen der GKV aufstocken. Die Zahl der Kunden stieg hier in den vergangenen zehn Jahren von rd. 23 Mio. auf 29 Mio. Vermutlich setzen die PKV-Unternehmen mit ihrem Fokus auf Leistung also auch in der Vollversicherung auf das richtige Pferd.