Versicherer

R+V – Benko-Verluste sorgen für Unruhe bei Genossen

Zwischen 500 Mio. und 1 Mrd. Euro hat die R+V Versicherung in die Ideen von René Benko investiert. Damit gehört sie zu den größten Gläubigern der insolventen Signa-Gruppe.

Flaggen vorm Raiffeisenplatz von R+V in Wiesbaden
Flaggen vorm Raiffeisenplatz von R+V in Wiesbaden © R+V

Ein großer Teil davon floss in Form von eigenkapitalähnlichen Mitteln und war nicht wie bei anderen Versicherern grundpfandrechtlich abgesichert. Entsprechend hoch ist der Abschreibungsbedarf nach der Insolvenz der Signa-Gruppe. Sorgen macht sich die R+V-Führung um Norbert Rollinger deshalb allerdings nicht. Das verlorene Geld gehört über die Kapitalanlagen den Versicherten und belastet nicht das Ergebnis der R+V, hieß es abwinkend. Tatsächlich relativiert sich das Benko-Engagement angesichts von gesamten Kapitalanlagen in Höhe von rd. 150 Mrd. Euro. Die Auswirkungen des Verlusts auf die aktuelle Verzinsung der Lebensversicherungskunden dürften ebenfalls überschaubar sein, wenngleich der Ausfall in der Ablaufleistung der Verträge zu sehen sein wird.

Dass diese Beruhigungspille nicht wirkt, hat die R+V spätestens zum Jahresende gemerkt. Volks- und Raiffeisenbanken, die ihren Kunden Versicherungen der R+V verkauft haben und sich zunehmend mit Anfragen konfrontiert sehen, kritisieren die fehlende Demut der Wiesbadener beim Umgang mit Kundengeldern. In einem Anfang Januar verschickten Brief an Vertriebspartner, Primärinstitute und Mitarbeiter, den wir einsehen konnten, schreibt R+V-Finanzchef Marc Michallek, dass Signa das R+V-Ergebnis nur gering beeinflusst.

Über viele Jahre habe man gut und vertrauensvoll mit Signa zusammengearbeitet. Die Zinszahlungen und Gewinnausschüttungen seien den Kunden zugute gekommen. Zudem sei das Investment bei Signa immer nur ein geringer Teil der gesamten Kapitalanlagen gewesen, wenn auch teilweise risiko- und chancenreicher. Insgesamt aber, so Michalleks Fazit, „macht uns bei R+V Signa keine großen Sorgen“. Die Kapitalanlagen seien insgesamt breit gestreut, davon profitierten Kunden, Volksbanken und die DZ Bank. Von Bedauern oder etwa einer möglichen Überprüfung des Investmentprozesses, findet sich in dem Schreiben kein Wort.

Ob die Angelegenheit damit für die R+V erledigt ist, wird sich zeigen. Bei der Muttergesellschaft DZ Bank, ist man inzwischen sensibilisiert. DZ Bank-Co-Chef Cornelius Riese, der den Aufsichtsratsvorsitz bei der R+V innehat und noch im November auf der Tagung der Norddeutschen Beteiligungsholding der Genossen in Hamburg der Argumentation der R+V gefolgt war, soll inzwischen klargestellt haben, dass es aus seiner Sicht „kein Ruhmesblatt“ sei, was man bei der R+V gesehen habe. Besonders pikant ist das für Rollinger. Der ist nicht nur Vormann der R+V, sondern daneben auch ein sehr engagierter Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). mr

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