Volatile Zeiten, stabile Erträge – Rückversicherer für 2025 bedächtig
Als Rückversicherer lebt man gut. Das Geschäft läuft, die Preise sind stabil und die Nachfrage nach Rückversicherungsschutz steigt wegen des Klimawandels, während die Zahl der Anbieter konstant bleibt. Zwar muss man hin und wieder Erstversicherer und Regierungen mit erhobenem Zeigefinger wegen mangelnder Prävention, zu geringer Prämienanpassungen oder Bürokratieabbau ermahnen, aber im Großen und Ganzen läuft der Laden. Dennoch sind die Rückversicherer bei der Prognose für 2025 vorsichtig (siehe Tabelle). Schuld daran ist nicht etwa der lange Schatten des kommenden US-Präsidenten Donald Trump mit seinen kryptisch-isolationistischen Tendenzen in der (Wirtschafts-) Politik.
„Das Versicherungsgeschäft in den USA ist bundesstaatlich geregelt, wir sehen keine Bestrebungen, daran etwas zu verändern“, sagte Jan Wicke, CFO der Talanx und Unternehmensmutter der Hannover Re kürzlich ggü. der Presse. Zudem seien (Rück-) Versicherer es gewohnt, unter wechselnden politischen Rahmenbedingungen zu funktionieren. Es ist die Volatilität ihres Geschäftes in Verbindung mit ihrer allgemeinen Zurückhaltung, die die Rückversicherer vor allzu optimistischen Prognosen zurückschrecken lässt.
Die Volatilität zeigen die Zahlen: Während Hannover Re quartalsweise konstante Ergebnisse liefert (558; 603; 663 Mio. Euro), ist es bei Swiss Re deutlich volatiler (Nettogewinn Q1-Q3; gerundet in Euro: 1,04 Mrd., 946 Mio., 97 Mio.). Die Ursache ist einfach. Die Großschäden infolge von Naturkatastrophen bei den Schweizern beliefen sich in den ersten neun Monaten 2024 auf 772 Mio. Euro, wovon 705 Mio. Euro auf Q3 entfielen. Die Quartalsergebnisse der drei großen Rückversicherer sind also in hohem Maße vom Zufall bestimmt. Je nachdem, ob ein Hurrikan, ein Waldbrand oder eine Flutwelle ein Gebiet trifft, in dem ein Unternehmen als Versicherer mehr oder weniger stark vertreten ist.
Am Gesamtergebnis ändert dies jedoch wenig: 2024 wird für alle drei Versicherungsriesen ein positives Milliardenergebnis erwartet. Gleiches gilt für 2025. Dazu trägt nicht zuletzt bei, dass alle Unternehmen ihre aufgrund des Geschäftsmodells notwendigen immensen Kapitalanlagen zu managen wissen (s. Tab.; Eigenkapitalrendite). Zudem hat Munich Re bei den letzten Terminen (s. PLATOW v. 7.11.) bereits durchblicken lassen, dass sie die Gewinnerwartung für 2025 (noch) nicht anhebt, aber von einem Ergebnis darüber ausgeht. Es ist auch schwer vorstellbar, dass der neue Chef der Swiss Re, Andreas Berger (s. PLATOW v. 10.9.), die Gewinnerwartung nicht anpassen wird. Dass sein Haus den Konkurrenten bei der EK-Rendite hinterherläuft, dürfte ihm nicht gefallen.